Vor einer Woche hat die malische Armee die Stadt Kidal im Nordosten des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Die Stadt ist die am weitesten von der Hauptstadt gelegene größere Stadt Malis und war eine der ersten die zu Beginn des Sezessionskriegs der von ethnischen Tuareg geführten Bewegung für die Befreiung des Azawads (MNLA) von dieser und kurz darauf von islamistischen Milizen besetzt wurde.
Nachdem die Islamisten nach einem Bündnis der ursprünglichen Tuareg mit der Regierung Malis und Hilfe der französischen Interventionstruppen der Operation Serval (später Barkhane) aus den größeren Städten gedrängt wurden, hatte die MNLA bzw. die später gegründete Dachorganisation Koordination der Bewegungen des Azawad (CMA) die Macht in der Region. Seit Ende der Militärkooperation mit Frankreich verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den ehemaligen Rebellen und der Zentralregierung wieder. Im Januar 2023 verließen die Gesandten der Rebellen den Verfassungsgebenden Prozess, deren Referendum sie später in den Gebieten unter ihrer Kontrolle behinderten. Im August erklärten die Rebellen den Friedensvertrag von 2015 für gescheitert. Seitdem kommt es immer wieder zu Scharmützeln um die Stützpunkte der mittlerweile ebenso aus dem Land verwiesenen UN-Mission MINUSMA.
Auch in Kidal verließ die MINUSMA Anfang November eine ihrer Militärbasen, wohl zwei Wochen vor dem geplanten Abzug. Die Rebellen übernahmen diese dann, was laut der malischen Regierung nicht den Protokoll entspreche. Als die Armee nun auf Kidal zu rollte, zogen sich die Milizen der Tuareg jedoch wohl „strategisch zurück“. Laut Reuters-Berichten seien während der Einnahme auch Zivilisten durch Drohnenschläge getötet worden.