Woher plötzlich eine Reihe, insbesondere arbeitgebernahe Wirtschaftsinstitute ihre Expertise in Militärfragen nehmen, ist schleierhaft, was sie allerdings nicht davon abhält, sich lautstark und sehr unappetitlich („Kanonen statt Butter“) in die Debatten über deutsche Aufrüstung einzumischen (siehe IMI-Studie 2025/01). Dazu zählt auch Guntram Wolff, der schon mal die Abschaffung von zwei! Feiertagen zugunsten der Militärausgaben (siehe IMI-Aktuell 2023/770) oder in einem Papier für das Institut für Weltwirtschaft Kiel eine umfassende Aufrüstung der Europäischen Union und speziell Deutschlands fordert.
Kürzlich veröffentlichte dieser Experte zusammen mit zwei Kollegen bei der belgischen Denkfabrik Bruegel ein Papier mit der Kernforderung, es solle ein europäischer Verteidigungsmechanismus (European Defence Mechamism, EDM) zur Aufnahme von Geldern am Finanzmarkt geschaffen werden, um Rüstungsgüter anzukaufen und dann an die Mitgliedstaaten zu vermieten (siehe IMI-Aktuell 2025/196).
Das Papier hat sich der – ebenfalls keineswegs rüstungsferne, aber wenigstens kompetente – Experte des Fachportals Bruxelles2 angeschaut – mit einem vernichtenden Urteil: „In einem wissenschaftlichen Jargon und mit Zahlen, die nicht wirklich belegt sind, vermischt dieser Text Unwahrheiten und ‚Anfängerfehler‘, sowohl in den anfänglichen Postulaten als auch in den Einschätzungen und sogar in Bezug auf bestimmte Fakten und Zahlen, die verkürzt dargestellt sind. Das ist eine ernste Angelegenheit für die Forscher.“ (jw)