Christian Klatt, vielzitierter Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bamako, spekuliert auf der Homepage des ipg-Journals über die Folgen des Abzugs der UN-Truppe MINUSMA aus Mali. Kurz gesagt: Es wird vermutlich alles schlechter und schwieriger.
Das klingt auch erstmal recht plausibel. Allerdings ist der Beitrag insgesamt dadurch gekennzeichnet, dass er ganz grundsätzlich malischen Akteuren ohne europäische Hilfe eigentlich gar nichts zutraut. Es fehlt auch jeder Versuch, nachzuvollziehen, warum der Abzug gefordert wurde und was sich die Junta und ihre Unterstützer*innen davon erwarten.
Kritisiert wird, dass die Junta angeblich alleine auf die militärische Karte setze:
„Bedingung für eine langfristige Stabilisierung des Landes wird der Dialog mit bestimmten bewaffneten Gruppen sein. Dies werden vor allem solche sein, die sich zwar dem al-Qaida Netzwerk angeschlossen haben, aber vor allem nationale oder lokale Ziele verfolgen und in Mali fest verankert sind. Dialogpartner können hingegen nicht Vertreter des Islamischen Staats sein, der sich zunehmend ausbreitet. Letzterer zeigt sich kompromisslos und einer harten islamistischen Ideologie verschrieben, während al-Qaida näher an der Bevölkerung ist und nicht immer dogmatisch auftritt. Die momentane Regierung lehnt jedoch jede Art von Dialog mit besagten Gruppen ab und setzt allein auf militärische Lösungen.“
Zugleich sei eine „robuste Komponente“ durchaus notwendig. Diese solle „idealerweise aus der afrikanischen Sicherheitsarchitektur kommen. Deutschland, Europa und westliche Staaten sollten darauf hinwirken, dass das malische Regime militärische Unterstützung in diesem Sinne in Erwägung zieht und finanzielle Unterstützung hierzu anbieten.“ Außerdem gelte es, „im Land selbst für die Vorteile von multilateralem, internationalem Engagement zu sensibilisieren und sich offen für die Unterstützung von regionalen oder kontinentalen Initiativen einzusetzen. Zeitgleich müssen für langfristige Stabilität entsprechende Akteure in der (Zivil-)Gesellschaft aufgebaut werden.“
Spätestens, wenn es heißt, die malische Armee könne „ihr Staatsgebiet nicht stabilisieren und die Zivilbevölkerung nicht schützen“, sondern „verschlimmert die Sicherheitslage sogar, weil Menschenrechtsverstöße seitens der Armee die Rekrutierung durch die Dschihadisten erleichtert“, scheint Ideologie durch. Denn das gilt für das „multilaterale, internationale Engagement“ sicher ebenso. Dass sieht Klatt nicht und entsprechend spricht er auch nicht über das Massakter von Bounti und andere Menschenrechtsverletzungen durch westliche Kräfte.