IMI-Aktuell 2023/107

BW: Hendsoldt und 21Strategies

von: 14. Februar 2023

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Wie das Handelblatt berichtet, steigt der Rüstungskonzern Hensoldt in das Start-Up 21Strategies ein und soll 10 % des Start Ups übernehmen. Dieses Unternehmen mit Sitz in Hallbergmoos in der Nähe des Münchener Flughafens entwickelte die taktische KI-Anwendung „Ghostplay“, das simulierten Waffensystemen die Möglichkeit gibt, sich Angriff- und Verteidigungstaktiken anzueignen, z.B. soll es Panzern ermöglichen besser vor Drohnenschwärme abzuschießen. Neben Hensoldt, 21 Strategies und der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg ist das Beratungsunternehmen Borchert an Ghostplay beteiligt. Finanziert ist es zum Teil durch die Steuerzahler*innen: „Ghostplay ist aus dem Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr hervorgegangen und damit auch Ergebnis des Konjunkturprogramms, das die Bundesregierung zur Überwindung der Coronakrise aufgesetzt hat. Die beiden Bundeswehr-Universitäten wurden dabei mit je 250 Millionen Euro ausgestattet, um neue Technologien in die Wirtschaft zu transferieren.

Im Artikel heißt es: „In der Entwicklungsphase seit 2021 hat das Team um den 21-Strategies-Mitgründer und Technologiechef Christian Brandlhuber Drohnenschwärme und Flugabwehrkanonenpanzer (kurz: Flakpanzer) vom Typ Gepard simuliert. Während die Drohnen in der künstlichen Umgebung immer wieder Angriffe flogen, wurden die Flakpanzer so programmiert, dass sie alles daransetzen sollten, diese Angriffe zu überleben.“ Diese KI wird der dritten Welle der KI zugeordnet, die lernen soll, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen auszurechnen und erfülle damit die Grundvoraussetzung für technische Autonomie.

Die sogenannte taktische KI entwickelte 21Strategies zunächst für Finanzmarktentscheidungen. Es ist damit ein Beispiel von Start Ups, die zunächst nicht für die Rüstungsindustrie arbeiteten. Viele Start Ups scheuen zunächst das Militär, doch durch den Krieg in der Ukraine und die Tatsache, dass andere Staaten militärisch KI erforschen und nutzen, könne sich dies laut dem Handelsblatt ändern. Doch auch eine taktische KI. die fernab von Kriegsgebieten entwickelt wird, lebt vom Krieg und ist ein Kriegsinstrument. Bedenklich ist es, wenn ganz unkritisch der Artikel im Handelsblatt mit einer vermeintlich moralischen Beruhigung schließt, indem betont wird, wie wertebasiert die KI-Anwendung doch sei, weil es nach dem 2021 in Kraft getretenen Standard für wertebasierte Technik aufgesetzt worden sei. Mitentwickelt hat diesen Standard die 21-Strategies-Chefin Yvonne Hofstetter, die zugleich Honorarprofessorin am Zentrum für Ethik und Verantwortung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist. (ja)