Schon in IMI-Studie 2010/06 wurde argumentiert, die Konflikte zwischen dem „Westen“ und den „BRICS“ seien grundsätzlicher Natur. Im herrschenden Diskurs wird die Konfrontation zumeist als Auseinandersetzung zwischen „Demokratien“ und „Autokratien“ beschrieben. Tatsächlich dreht sich der eigentliche Konflikt aber um die grundsätzlich unterschiedlichen, ja unvereinbaren wirtschaftspolitischen Ordnungsvorstellungen – auf der einen Seite der neoliberale Westen, auf der anderen stark staatskapitalistisch agierende Gegner. Der Westen fühlt sich also in seiner seit Langem zementierten Rolle als Bestimmer der internationalen Spielregeln herausgefordert und hierin liegt auch die Ursache, dass die Auseinandersetzung in und um die Ukraine derart scharf geführt wird. Ganz ähnlich sieht dies auch Ulrich Speck, der allerdings wenig Kritik an der westlichen Position äußert: “The challenges posed by the Ukraine conflict are not just regional, they are systemic. The conflict raises two important questions: First, how stable is the international order that has been built mainly by the United States after the Second World War, and expanded after the end of the Cold War? And second, are the liberal democracies of Europe, the United States and beyond ready to defend this order, or are we about to witness the decline of the West?” (jw)