IMI-Aktuell 2013/208

Angst vor Abrüstung

von: 19. Juni 2013

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Bemerkenswertes berichtete die Chamer Zeitung (18.6.2013) über den Besuch einer SPD-Delegation in der Nordgaukaserne in Cham. In Wahlkampflaune ging der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold auf Stimmfang unter den Soldat_innen. Dem Bericht der Zeitung zufolge, sei ihm die „Streitkräftebasis deutlich zu gering“, auch halte er es, so wird Arnold zitiert, „für falsch, alles personell herunterzufahren“ und das insbesondere bei den Panzern: „Bei den Panzern kann man nicht weiter runter fahren.“ Arnold zufolge brauche die Bundeswehr mehr Spezialist_innen mit modernster Ausrüstung, weil, so wird Arnold weiter zitiert, „Infanteristen kann Tschechien auch stellen.“

Arnold betritt mit diesen Parolen gegen die Abrüstung mit nationalem Unterton ein bestelltes Feld, kursiert doch gerade in denen der Bundeswehr sehr wohlgesinnten Kreisen das Schreckgespenst der 100.000 Personen starken Armee. So sprach der SWP-Experte Christian Mölling in der Augsburger Allgemeinen (12.5.2013) von der  „Bonsai-Armee“, die keine Kraft mehr habe und am Ende „möglicherweise nur noch eine 100.000-Mann-Armee“ ausmache.

Das dieses Schreckgespenst vom „100.000-Mann-Heer“ eine historische Anleihe besitzt, die besonders in seinem politischen Gebrauch düstere Schatten schlägt, scheint von einer erschreckenden Geschichtsvergessenheit zu zeugen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass manche sich dieser fragwürdigen historischen Dimension sehr wohl bewusst sind, wenn zum Beispiel der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Ulrich Kirsch davon spricht, dass die Bundeswehr einem „Spardiktat“ und der „Kastration und Marginalisierung“ unterliege und „sich in ihrer Größe der Reichswehr der Weimarer Republik an[nähere].“ (TM)