Lange gab es die Vorstellung, dass der zunehmende Einsatz „Künstlicher Intelligenz“ und „unbemannter Systeme“ die Kriegführung irgendwie sauberer und humanitärer machen würde. Die Kriege in Gaza und der Ukraine bezeugen das Gegenteil. Ein Beispiel der Entmenschlichung im Drohnenkrieg liefert tagesspiegel.de mit einem Beitrag „‚Soldatenfleisch statt Panzer‘: Aktueller Frontbericht zeigt die neue Realität im Ukraine-Krieg“:
„Trotzdem hat sich der Krieg verändert. Er wird nun vor allem mit Kampfdrohnen geführt, die ukrainische Städte attackieren und an der Front zur Dauergefahr am Himmel geworden sind. […] Die Soldaten würden inzwischen zu zweit oder allein vorrücken. Ist das Team drei Mann stark, würde das bereits ausreichen, um damit ins Visier von Drohnen zu geraten – ein Indiz für die hohe Zahl dieser unbemannten Flugkörper im Luftraum über dem Schlachtfeld. Schon lange zeugen auch Videos in den sozialen Netzwerken vom umfangreichen Einsatz der Drohnen, die entweder zur Explosion ins Ziel gesteuert werden, oder ihre Sprengsätze von oben auf Soldaten werfen.“
In einem Beitrag für die Berliner Zeitung vom 10. September zur „Ausweitung des Drohnenkrieges“ hatte Alexander Dubowy geschrieben: „Nach Einschätzung internationaler Experten verursachen Drohnen mittlerweile bis zu 90 Prozent der Verluste an Personal und Material […] Nicht die Schützengräben im Donbass, sondern die Fabrikhallen in Kiew, Moskau und den westlichen Hauptstädten entscheiden, welche Seite diesen Wettlauf der Systeme länger durchhält.“
Dubowys Beitrag ist durchaus lesenswert, reproduziert aber gewissermaßen das eingangs genannte Klische vom („sauberen“) Krieg der Roboter. Denn (gerade) auch im Drohnenkrieg sterben Menschen und sind die entscheidende Ressourcen – wie auch die Berliner Zeitung in o.g. Beitrag andeutet:
„Nach nur fünf freien Tagen müssen [die ukrainischen Soldaten] wieder zurück in den Kampf – ein Beleg für den enormen Personalmangel in der ukrainischen Armee. Darunter leidet die Ukraine seit langem, er lässt sich – im Unterschied etwa zu fehlenden Waffen – auch nicht durch Hilfe aus dem Ausland kompensieren.“
