Am 05. Juni trafen sich die NATO-Verteidigungsminister*innen in Brüssel, um neue Fähigkeitsziele gemäß des „NATO Defence Planning Process“ (NDPP) festzulegen. Wie das Bundesverteidigungsministerium schreibt, sollen diese Ziele bis weit in die 2030er Jahre hineinreichen. Deutschland übernehme hierbei traditionell den zweitgrößten Anteil an Fähigkeiten. Ziel ist natürlich unverändert gezielt Russland abzuschrecken. Eine Annährung an die von den USA geforderten 5% der jeweiligen BIP der NATO-Mitgliedsstaaten, stieß auf breite Zustimmung unter den Minister*innen und wird deshalb höchstwahrscheinlich beim kommenden Gipfel in Den Haag forciert. Um diese Ziele erfüllen zu können, ist auch eine dementsprechend steigende personelle Ausstattung von Nöten. Nach Berichten von Soldat und Technik soll Deutschland künftig bis zu sieben weitere Brigaden und 40.000 Soldat*innen der NATO zur Verfügung stellen. Diese Pläne würden jedoch noch nicht den drohenden Abzug von US-Soldat*innen aus Europa berücksichtigen.
Pistorius sagte auf der vergangenen Konferenz, dass die Bundeswehr um mindestens 60.000 anwachsen müsste. Laut Berichten der Tagesschau sank trotz zahlreicher Neueinstellungen bei der Bundeswehr, die Zahl der Soldat*innen im Verlauf des letzten Jahres erneut leicht, wohingegen der Altersdurchschnitt anstieg. Im Moment verfügt die Bundeswehr über rund 181.000 aktive Soldat*innen und Streitkräfte, statt der geplanten mindestens 203.000. Vor diesem Hintergrund gewährte Pistorius Einblicke in die weiteren Pläne der schwarz-roten Bundesregierung bezüglich des Auswahlwehrdienstes: Eine Wehrpflicht nütze allerdings „jetzt gar nichts, weil wir die Kapazitäten weder in den Kasernen noch in der Ausbildung haben“, argumentierte er. „Deswegen müssen diese Kapazitäten aufwachsen“, forderte der Minister. „Bis dahin gilt Freiwilligkeit.“ Ob diese Freiwilligkeit den künftigen Bedarf von sage und schreibe rund 460.000 (200.000 aktive Soldat*innen und 260.000 Reservist*innen mit inbegriffen) decken wird, bezweifelte er. (rs)