[0663] AUSDRUCK (September 2024) / Glosse: Rheinmetall-Theater

von: 16. September 2024

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[0663] AUSDRUCK (September 2024) / Glosse: Rheinmetall-Theater


Online-Zeitschrift „IMI-List“

Nummer 0663 – 27. Jahrgang

Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List finden sich

1.) die aktuelle Ausgabe des IMI-Magazins Ausdruck (Schwerpunkt: Ungewisse Zukunft);

2.) eine kleine Glosse zum „Rheinmetall-Theater“.

1.) AUSDRUCK (September 2024): Ungewisse Zukunft

Die gesamt Ausgabe zum Herunterladen: https://www.imi-online.de/download/September2024_web.pdf

SCHWERPUNKT: UNGEWISSE ZUKUNFT
— Editorial
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_01_Marischka_Flock.pdf
— Abschied von den asymmetrischen Jahren (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_02_Marischka.pdf
— Optionen gegen einen „Langen Krieg“ in der Ukraine (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_03_Wagner.pdf
— Eine europäische Sicherheitsarchitektur nach dem Krieg? (Malte Lühmann)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_04_Luehmann.pdf
— Chinas Dominanz in den Lieferketten – Am Beispiel E-Fahrzeuge (Redaktion Wildcat)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_05_Wildcat.pdf
— Geopolitische Leitmotive und Waffentechnologie (Interview mit Linda Ruppert)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_06_Interview_Ruppert.pdf
— Move Fast and Kill Humans – Trends in der High Tech-Kriegsführung (Jutta Weber)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_07_Weber.pdf
— Die „soziale Katastrophe“ des Klimakollaps (Pablo Flock)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_08_Flock.pdf
— Der Aufstieg Mauretaniens – Afrofuturistische Visionen (Ahmed Arafa)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_09_Arafa.pdf
— Vision eine postextraktivistischen Zukunft (Juan Francisco Donoso)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_10_Donoso.pdf
— Tagebucheinträge des Verdachtsfalls Ibrahim Tepeci (Alieren Renkliöz)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_11_Renklioez.pdf

MAGAZIN

Deutschland und die Bundeswehr
— (K)ein Dienst für Deutschland? Überblick über die Wehrpflichtdebatte (Robin Welsch)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_12_Welsch.pdf
— „Blank“ dastehen und trotzdem überall mitmischen? (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_13_Marischka.pdf
— Militärausgaben 2025-2028: Rüstung außer Rand und Band (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_14_Wagner.pdf

Militarisierung von Forschung und Lehre
— Zugespitzter Kampf um Zivilklauseln und die Freiheit der Wissenschaft (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_15_Marischka.pdf
— We don’t need no militarization! (Hannes Jung)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_16_Jung.pdf

Nachrüstung 2.0
— „Das ist lange her, dass es das gab“ – Mittelstreckenraketen in Deutschland (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_17_Wagner.pdf
— Mittelstreckenwaffen: Verzerrte Einordnung (Bernhard Klaus)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_18_Klaus.pdf

Nachhaltige Kriege?
— Batteriezellen und die „grüne“ Kriegswirtschaft (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_19_Marischka.pdf

Sahel-Zone
— Sahel – Der verlorene Hinterhof (Pablo Flock)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_118_20_Flock.pdf

2.) Glosse zum „Rheinmetall-Theater“?

IMI-Standpunkt 2024/24
„Rheinmetall-Theater“?
https://www.imi-online.de/2024/09/11/rheinmetall-theater/
Martin Kirsch (11. September 2024)

„Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!“ Dieses Bonmot des Kinderbuchautors Erich Kästner von 1932 dürfte Kulturfunktionär*innen in Deutschland bekannt sein. So auch Daniel Morgenroth, dem Intendanten Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, am 04. September 2024 auf einer Pressekonferenz vorzuschlagen die Namensrechte des Theaters zu verkaufen, um das Haus in finanzieller Schieflage zu retten – was ihm prompt die Aufmerksamkeit des bundesdeutschen Feuilletons sicherte. Dazu Morgenroth im Wortlaut: „Diese Aktion ist sehr ernst gemeint.“ Und weiter: „Warum muss das Theater Gerhart Hauptmann heißen? Warum könnte es nicht Coca-Cola-, Red-Bull-Theater oder von mir aus auch Rheinmetall-Theater heißen?“

Eine Frage, auf die es tausende gute Antworten geben könnte. Grenzen der potenziellen neuen Namensgebung sieht Morgenroth ausschließlich bei Parteien und „im Bereich des guten Geschmacks“, womit wir wieder beim Kakao wären.

Coca Cola, Red Bull und Rheinmetall sind nicht irgendwelche Unternehmen. Sie stehen symbolisch für zweierlei. Die beiden Getränkehersteller für globale Ausbeutung und somit auch stellvertretend für einen durch und durch neoliberalen Kapitalismus und Rheinmetall für die Rüstungsindustrie, die ihren Aktenwert durch den Verkauf von todbringenden Waffen und Munition steigert.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Klarer wird es allerdings dann, wenn man auf die Bedingungen schaut, die aktuell für einen Kahlschlag nicht nur im Bereich der Kultur, sondern auch bei Gesundheit, Bildung öffentlicher Infrastruktur und nicht zuletzt im Sozialsystem sorgen. Neben der neoliberalen Verwahrlosung der Gesellschaft und der staatlichen Finanzpolitik ist hier die sogenannte Zeitenwende zu nennen. Einhundert Milliarden für Rüstung und die Zusage, die Kriegskassen auch nach dem Ablauf des sogenannten Sondervermögens auch in Zukunft prächtig zu füllen, haben gesellschaftliche Folgen. Nicht nur mit Blick auf die Aufrüstung und die anvisierte Kriegstüchtigkeit, die bereits jetzt in der Ukraine und in anderen Kriegsgebieten auf diesem Planeten Tod und Leid mit sich bringt. Sondern auch durch den offensichtlichen Zusammenhang, dass mit der unter neoliberalen Vorzeichen selbst auferlegten Schuldenbremse die Axt an die Finanzierung von benannten Bereichen, die das Leben der Menschen sichern und ein klein wenig schöner machen, angelegt werden muss, um das Milliardengeschäft mit der Rüstung anfeuern zu können. Der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest, bedient sich, um auf diesen Kurs einzuschwören, schon mal NS-Rhetorik, wenn er offen fordert: „Kanonen und Butter – das wäre schön, wenn das ginge. Aber das ist Schlaraffenland. Das geht nicht. Sondern Kanonen ohne Butter.“ Wenn es allerdings schon um die Butter geht, dürften Theater wohl eher als Feldküchen oder Lazarette, denn als Orte von Kultur, Begegnung und gesellschaftlicher Debatte, eingeplant sein.

Sollte die Pressekonferenz im Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau eine paradoxe Intervention gewesen sein, um auf die Unterfinanzierung von Kultur im Allgemeinen und von kleineren Theatern im Speziellen aufmerksam zu machen – Chapeau! Die Vorstellung von Rheinmetall als neuem „Champion Partner“ des Fußball-Aktienunternehmens Borussia Dortmund löste prompt Proteste der Fanszene aus. Auf die Theater-Ultras Görlitz-Zittau zu setzen scheint allerdings etwas gewagt. Wenn es sich also vermutlich nicht um eine verdeckte Protestaktion handelt, gilt es hier mehr als deutlich zu machen, dass es ein Holzweg ist gesellschaftlichen Verteilungsfragen zu begegnen, indem man in Konkurrenz um die Butter – äh Gunst – derjenigen tritt, die einem den Kakao erst eingebrockt haben.