IMI-Aktuell 2023/559

Putsch in Gabun

von: 30. August 2023

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Ali Bongo Ondimba, der Präsident Gabuns, wurde heute von Offizieren seiner Armee entmachtet, wie Medienberichten zufolge, im staatlichen Kanal Gabun24 verkündet wurde. Erst gestern wurde seine Dritte Amtszeit mit 64,27% der Stimmen der am 26. August abgehaltenen Präsidentschaftswahlen verkündet, die von der Opposition jedoch als gefälscht gebrandmarkt wurden. Er regierte seit 2009, als er nach dem Tod seines Vaters zum Präsidenten „gewählt“ wurde. Dieser war seit 1967 an der Macht, was die Familie zu einem der längsten regierenden Herrscherclans des Kontinents machte.

Der Vater etablierte das ölreiche Land zu einem der festesten Pfeiler der sogenannten „Francafrique“, was ein wirtschaftliches und politisches System beschreibt, in dem die ehemalige Kolonialmacht bevorzugte Behandlung im Abbau von Bodenschätzen, in der Ausrüstung der Sicherheitskräfte und bei Militärallianzen genießt. Der Ölreichtum des relativ kleinen Landes mit nur 2,3 Millionen Einwohnern machte es zu einem der reichsten Länder gemessen am pro-Kopf-BIP, jedoch lebt rund ein Drittel der Bevölkerung in absoluter Armut und 40% der jungen Erwachsenen zwischen 14 und 25 sind arbeitslos. Das Land benutzt den an den Euro (zuvor Franc) gekoppelten Zentralafrikanischen Franc, die französischen und britischen Ölkonzerne Total, Shell und Peresco machen rund 75% der nationalen Ölförderung aus und Frankreich hat rund 400 Truppen in dem Land stationiert.

Schon bei Bongos zweiter Wiederwahl im Jahr 2016 kam es zu blutigen Protesten, die Fälschung vorwarfen. Die Offiziere in den veröffentlichten Videos nannten auch diese Wahl gefälscht. Den fehlenden Ordensinsignien und Kampfanzügen zufolge scheint es, als hätten, wie zuvor in Mali und Burkina Faso (nicht aber im Niger), Offiziere niederer Ränge den Putsch vollzogen. Sie verkündeten die Auflösung aller verfassungsmäßigen Institutionen und die Schließung der Grenzen. Das Internet ist wohl abgeschalten und der Sender gabon24.tv ist, zumindest aus Deutschland, nicht zu erreichen. Die Putschisten nannten sich das „Komitee für Übergang und die Wiederherstellung der Institutionen“.

Auf der Plattform X sind verschiedene Videos zu sehen, die die Menschen auf den Straßen der Hauptstadt Libreville den Putsch feiernd zeigen. Bongo sendete derweil einen Hilferuf (auf Englisch) aus seiner Residenz. Dort sei alles ruhig, er wisse nicht was passiert.