IMI-Aktuell 2023/488

Niger: Kommentare

von: 28. Juli 2023

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Obwohl noch unklar ist, ob der Putsch im Niger erfolgreich war oder der amtierende Präsident wieder eingesetzt werden kann, hat er bereits eine Welle vernichtender Kritik an der deutschen und europäischen Sahel-Strategie ausgelöst. In einem Kommentar der ARD-Korrespondentin Dunja Sadaqi heißt es z.B.:

„Doch daran, dass es im Sahel schon lange keinen verlässlichen Stabilitätsanker mehr gibt, ist Europa mitschuldig. Wie in Mali versuchte der Westen mit teuren Militärbündnissen zu lösen, was nicht mit Waffen zu lösen ist: Den Menschen fehlt es nicht nur an Sicherheit, sondern an echten politischen Reformen für Bildung, ausreichende Gesundheitsversorgung, eine bessere wirtschaftliche Perspektive und einen Staat, der auch in entlegenen Gegenden zumindest sichtbar für seine Bürger ist. Nur viel Geld hilft eben noch nicht viel.“

Der Kommentar endet mit dieser Bilanz:

„In dieser Gemengelage wurde Niger mangels Alternativen mal eben zur neuen Basis für die europäische Sahel-Politik erklärt. Dieses teure Manöver im Eilverfahren ist bitter gescheitert. Und Europa hat einmal mehr säckeweise Geld nach einem Problem geworfen – damit allerdings nichts gewonnen.“

Ihr Kollege, der Berlin-Korrespondent Stephan Stuchlik, spricht (hier im Video) ebenfalls in ungewohnter Klarheit ein Problem an, das bisher gerade in Berlin gerne ignoriert wurde:

„Es könnte sogar sein, dass einige von der Bundeswehr ausgebildete Spezialsoldaten am Putsch beteiligt waren. Sollte sich das wirklich bewahrheiten, müsste der Bundesverteidigungsminister einige unangenehme Fragen beantworten. Denn ein ähnliches Szenario, nämlich dass westliches Know How und westliches Material genutzt wurde für einen Putsch hat es in ähnlicher Weise schon in Mali gegeben.“