IMI-Aktuell 2023/160

Pipelines: Pro-ukrainische Gruppe?

von: 8. März 2023

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Obwohl seine Ausführungen einige Fragen aufwarfen, nahm die Debatte um die Urheberschaft der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines durch den Artikel des Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh noch einmal richtig Fahrt auf (siehe IMI-Standpunkt 2023/006). Nun überraschen angebliche US-Geheimdienstinformationen, denen zufolge eine pro-ukrainische Gruppe dahinterstecken soll, die nicht weniger Fragen aufwerfen. Bei web.de heißt es dazu: „Die US-Regierung geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee im September steht. Die ‚New York Times‘ berichtete am Dienstag unter Berufung auf mehrere anonyme US-Regierungsvertreter, darauf würden neue Geheimdienstinformationen hinweisen.“

Daneben wurden jetzt auch Rechercheergebnisse des ARD-Hauptstadtstudios, vonKontraste, dem SWR und derZEIT veröffentlicht, die in eine ähnliche Richtung gehen: „Es soll sich um eine Jacht handeln, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei, die offenbar zwei Ukrainern gehört. Die Geheimoperation auf See soll den Ermittlungen zufolge von einem Team aus sechs Personen durchgeführt worden sein. […] Nach Informationen von ARD-Hauptstadtstudio, ‚Kontraste‘, SWR und ‚ZEIT‘ soll ein westlicher Geheimdienst bereits im Herbst, also kurz nach der Zerstörung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei.“

UPDATE: Bei german-foreign-policy.com wird Göran Swistek, ein Fregattenkapitän, der aktuell bei der Stiftung Wissenschaft und Politik arbeitet zitiert, der die Darstellungen „noch nicht so wirklich schlüssig“ findet. Eigentlich sei lange klar gewesen, dass eine solche Tat eine jahrelange Ausbildung, v.a. beim Militär erfordere und eigentlich nur von staatlichen Stellen hätte verübt werden können. German-foreign-policy.com sieht in den „Enthüllungen“ deshalb eher ein Manöver, um von Hershs Argumentation, die Sprengung sei von den USA und Norwegen durchgeführt worden, abzulenken: „Sie bietet die Chance, die Recherchen von Seymour Hersh aus der allgemeinen Medienberichterstattung zu verdrängen – und mit ihnen zugleich die politisch unbequeme Tatsache, dass mutmaßlich einer von Deutschlands engsten Verbündeten nicht davor zurückschreckt, aus Gründen politischer Opportunität die Energieinfrastruktur der Bundesrepublik anzugreifen und sogar deren zentrale Elemente zu zerstören.“ (jw)