In den „Themen des Tages“ vom 10. Februar – einer Art täglichem Bericht der Telepolis-Redaktion an die Leser*innen – beschreibt der Chefredakteur Harald Neuber die Diskussion und den Umgang mit dem Enthüllungsbericht von Seymour Hersh, nach dem die USA für die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich waren. Dabei geht er auch mit einem Teil der deutschen Medienlandschaft ins Gericht:
„Damit kommen wir zu den Reaktionen in den Leitmedien, also der selbsternannten Qualitätspresse. Dort wurde mehrfach an zentraler Stelle behauptet, Hersh würde sich nur auf eine Quelle berufen, was dem Beitrag die Seriosität nehme. Hersh gibt an, seine Informationen von einem Whistleblower erhalten zu haben. Wie viele Whistleblower müssten sich dann bei Journalisten melden, damit diese die geleakte Informationen verwenden können, um nicht als unglaubwürdig zu erscheinen? Hier scheinen Vorverurteilung und der Wille zum politischen Framing gewirkt zu haben. Ferner hat Hersh die grundlegenden Pflichten eines Journalisten erfüllt: Er konfrontierte das Weiße Haus und die CIA mit seinem Informationen und zitierte die Antworten … Wir von Telepolis haben in unserer Berichterstattung über den Fall Hersh, der auch ein deutscher Medienfall ist, auf die Doppelmoral der hiesigen selbsternannten Qualitätspresse hingewiesen; auch unsere Kollegen von der Berliner Zeitung gingen auf die Medienresonanz ein. Denn in vielen Fällen, in denen es opportun erschien, genügte es auch den Medien, die Hersh nun als unseriös darstellen, sich auf die Aussagen eines einzigen „senior official“ oder eben eines „hohen Beamten“ zu stützen. Auch wenn dadurch vielleicht ein dritter Weltkrieg ausgelöst wird, weil so ganz nebenbei am frühen Abend der Raketenangriff Russlands auf die Nato gemeldet wird“.