IMI-Aktuell 2022/398

Sahel: „unsere Südflanke“

von: 18. August 2022

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

N-tv.de hat ein Interview mit Ulf Laessing vom Sahel-Programm der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Bamako veröffentlicht, in dem dieser v.a. mit Frankreich hart ins Gericht geht. Ansonsten äußert er sich für deutsche Verhältnisse ausgewogen. Am Ende äußert er sich zur Frage eines Abzugs unter den Bedingungen einer wachsenden russischen Präsenz:
„Klar ist, dass die Mission durch die Russen deutlich schwieriger wird. Andererseits sollte man sich fragen: Wollen wir jetzt jedes Mal abziehen, sobald die Russen irgendwo auftauchen? Das ist ja genau deren Strategie – mit 1000 Leuten hier präsent zu sein und die westlichen Staaten zum Abzug zu bringen. Ich kann die Frage nicht eindeutig beantworten. Aber auf keinen Fall sollte man zu abrupt abziehen, ohne versucht zu haben, mit dem Regime noch einmal zu reden. Denn es liegt in unserem Interesse, die Bedrohung durch die Dschihadisten einzudämmen. Was hier passiert, betrifft uns direkt, die Region ist unsere Südflanke.“
„Die Region ist unsere Südflanke“ – solche Aussagen würden sicherlich in deutschen Medien anders bewertet, wenn sich ein russischer Experte hier zur Ukraine geäußert hätte…

Die Entscheidung, den MINUSMA-Einsatz vorerst auszusetzen, kommentierte Alfred Schmit vom ARD-Hauptstadtstudio bereits einige Tage zuvor. Kurz und knapp zusammengefasst, hat die Regierung alles richtig gemacht:
„Es war gut, dass die Bundeswehr bislang in Mali dabei gewesen ist, als Teil der UN-Mission MINUSMA. Die drei wichtigsten Gründe dafür: Der Einsatz hat erstens mitgeholfen, Terrorismus einzudämmen, zweitens Fluchtursachen zu bekämpfen, und drittens zivile Projekte zu ermöglichen.“
Der Terrorismus hat in den Jahren der Bundeswehr-Präsenz ohne jeden Zweifel zugenommen. Die Sicherheitslage hat sich verschlechtert und auch sonst viele Indikatoren der menschlichen Sicherheit in Mali und der Region. Wer nun behauptet, dass Fluchtursachen erfolgreich bekämpft worden seien, offenbart damit, dass hiermit lediglich gemeint ist, dass trotz zunehmender Fluchtgründe weniger Leute in Europa ankommen – die Abschottung erfolgreich war, und sonst gar nichts.