IMI-Aktuell 2022/339

Ukraine: Umfrage

von: 11. Juli 2022

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Nicht mehr ganz aktuell, aber trotzdem interessant. Das European Council on Foreign Relations (ECFR) hat eine Umfrage zur Bewertung des Ukraine-Krieges in Auftrag gegeben und ausgewertet. Die erhobenen Daten stammen von Mitte Mai. Daraus geht hervor, dass – Polen ausgenommen – in allen erfassten Europäischen Staaten eine Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, den Krieg lieber sofort zu beenden – auch wenn das Zugeständnisse der Ukraine bedeute („Peace camp“). Als Alternative wurde zur Auswahl gestellt, dass Russland bestraft werden müsse und keine Vorteile aus dem Angriff ziehen dürfe („Justice camp“). Interessant ist auch die Aufteilung nach Geschlechtern: „One notable finding is that, while across all ten countries the Peace camp is equally divided between men and women, there is a clear dominance of men in the Justice camp: by a proportion of 62 per cent men to 38 per cent women“. In nur vier der erfassten Länder (Polen, Schweden, Deutschland und Finnland) spricht sich eine (tw. knappe) Mehrheit der Bevölkerung angesichts des Krieges in der Ukraine für eine Erhöhung der Wehretats aus – in Italien, Portungal und Spanien hingegen nur eine klare Minderheit.
Für das ECFR scheint dies eher ein Problem zu sein und entsprechend schlagen sie auch gleich ein Narrativ vor, wie die drohende Spaltung innerhalb und zwischen den europäischen Ländern vermieden werden sollte: „Der Schlüssel wird darin bestehen, Waffenlieferungen und Sanktionen als Teil eines Verteidigungskrieges darzustellen“.
Ob sich die öffentlich-rechtlichen Medien seit Mai eher an der Verbreitung dieses Narratives beteiligt oder die unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen zu Krieg, Aufrüstung, Sanktionen etc. ausgewogen dargestellt haben, ist sicherlich kontrovers zu diskutieren.