IMI-Standpunkt 2022/16

US-Angriffs-Kampfjets auf Air-Base Spangdahlem verlegt

Russische Luftabwehr kann aus Rheinland-Pfalz gestört werden

von: Jens Wittneben | Veröffentlicht am: 6. April 2022

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Angesichts des Ukraine-Krieges hat die US-Regierung sechs Kampfjets EA-18 Growler aus dem Bundesstaat Washington nach Spangdahlem verlegt. Seit Ende März können die Boeing-Flugzeuge von Rheinland-Pfalz aus die russische und belarussische Luftabwehr stören und so Luftangriffe auf (bela-)russisches Militär vorbereiten und dessen Dezimierung effektivieren. Damit bedroht die Air-Base Spandahlem die Regierung in Moskau und die NATO eskaliert mit dieser Stationierung den Konflikt mit der  Regierung in Moskau und ihren Verbündeten.

Bei einem Angriff auf gegnerisches Territorium dürfte zu Beginn die Störung der feindlichen Luftabwehr eine entscheidende Rolle spielen. Im Südwestrundfunk-Radio bezeichnete die öffentlich-rechtliche Redaktion die Stationierung der Growler-Jets zur elektronischen Kampfführung allerdings als rein defensive Maßnahme. Der öffentlich-rechtliche Sender ist damit der PR des US-Militärs auf den Leim gegangen, macht sich unglaubwürdiger, wiegt die Bundesbürger:innen in vermeintlicher Sicherheit und bereitet den Boden für einen NATO-Militäreinsatz im Osten Europas. Tatsächlich bedrohen die US-Growler Jets Radar und militärische Kommunikationszentralen auf (bela-)russischem Gebiet – mit dem Schutz der Bevölkerungen in West-Europa haben diese Jets deshalb absolut nichts zu tun.

Auf der Website des Südwestrundfunks wird behauptet, die Jets könnten feindliche Luftabwehr „ausschalten“. Der Südwestrundfunk übertreibt vermutlich die militärischen Fähigkeiten der US-Streitkräfte. Zutreffend dürfte die Beschreibung der Wikipedia sein: „Die Boeing EA-18 Growler ist ein Kampfflugzeug […]. Den Kern bilden die […] Abstandsstörsysteme [… um] Radare stören [… und] feindliche Kommunikationssysteme stören zu können“ […]. Man muss davon ausgehen, dass die (bela-)russische Luftabwehr trotz einer Störung durch diese US-Jets teilweise funktionsfähig bleibt. Zudem könnten die Growler-Jets selbst abgeschossen werden – dagegen sind sie mit anti-aircraft Raketen ausgestattet – falls das passiert, wären Teile der russischen Luftabwehr intakt.

Dass die Air-Base Spangdahlem zu einem Angriffs-Stützpunkt ausgebaut ist, untermauern auch zwei weitere seit Februar nach Spangdahlem verlegte US-Geschwader: vier Luftbetankungsmaschinen vom Typ KC-135 verlängern die Reichweite von Kampfjets gen Osten; und die Luftkampfkraft in Spangdahlem wurde durch zwölf F-35 Tarnkappenjets erhöht.

Bei aller berechtigten Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, nun vor allem mit den Growlern Kampfflugzeuge zu stationieren, die eigentlich nur in einem offensiven Kontext „Sinn“ machen, trägt sicherlich auch nicht zur Deeskalation der ohnehin schon heiklen Lage bei – im Gegenteil.

Quellen:

— USA verlegen weitere Flugzeuge nach Spangdahlem, SWR, 29.3.2022

— Wikipedia: Boeing EA-18