Es ist in gewisser Weise konsequent, dass Winfried Nachtwei, langjähriger sicherheitspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag und eifriger Verfechter des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr, in der militärnahen „Europäischen Sicherheit und Technik“ seine „Politisch-persönliche Bilanz eines Mitauftraggebers“ aus dem Afghanistan-Krieg zieht. Darin stellt er zwar durchaus die Frage, ob der Einsatz nicht eine „strukturelle Überforderung“ war, sieht allerdings im selben Atemzug auch „viele verpasste Chancen“, wie man es hätte besser machen können. Das Problem liege deshalb nicht im Krieg selbst, sondern im Fehlen einer „kohärenten“ zivil-militärischen Strategie: „20 Jahre später ist unübersehbar: Der internationale, militärische wie zivile Afghanistaneinsatz hat trotz eines gigantischen Aufwandes und hoher Opfer seine wesentlichen strategischen Ziele verfehlt. […] Die faktische strategische Niederlage des Westens und der Staatengemeinschaft insgesamt in Afghanistan hat identifizierbare Gründe: Es fehlte an einer gemeinsamen kohärenten, zivil-militärischen Strategie und an klaren, erfüllbaren und überprüfbaren Aufträgen.“ (jw)