IMI-Aktuell 2018/647

Leyens EU-Armee: Taten und Tempo

von: 19. November 2018

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In einem Grundsatzartikel in der FAZ forderte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, beim Aufbau einer „Armee der Europäer“ – wohlgemerkt, nicht einer „EU-Armee“, müsse „Taten und Tempo“ an den Tag gelegt werden. Dabei plädiert sie für eine dreifache Zentralisierung der Macht in den Händen der Exekutiven der großen EU-Mitgliedsstaaten.

Dies soll erstens geschehen, indem sie eben explizit eine „Armee der Europäer“ und nicht eine EU-Armee fordert (siehe für den Unterschied ausführlich IMI-Studie 2018/07). D.h. es geht darum, dass die Staats- und Regierungschefs bei kompletter Ausblendung des EU-Parlaments (oder des EU-Gerichtshofs) die volle Kontrolle behalten sollen („intergouvernemental“): „Der eingeschlagene Weg führt Schritt für Schritt zu einer „Armee der Europäer“. Streitkräfte in nationaler Verantwortung, eng verzahnt, einheitlich ausgerüstet, für gemeinsame Operationen trainiert und einsatzbereit, so wie die Deutsch-Französische Brigade und das Deutsch-Niederländische Korps.“

Gleichzeitig soll zweitens aber die „nationale Verantwortung“ in Form parlamentarischer Kontrollbefugnisse auf dieser Ebene ebenfalls möglichst weit beschnitten werden, indem Beschlüsse künftig schneller – also im Prinzip auf Vorrat – gefasst werden sollen: „Wenn die Regierungen Europas sich auf schnellere Krisenreaktion verpflichten und zugleich die nationalen Parlamente in Verantwortung bleiben, müssen diese künftig multinationaler denken und an Tempo zulegen.“

Und schließlich plädiert auch von der Leyen für die seit einiger Zeit diskutierte Ausweitung von Mehrheitsentscheidung im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, wodurch die Einflussmöglichkeiten der kleinen und mittleren Staaten zugunsten der Großmächte deutlich geschwächt werden (siehe auch IMI-Analyse 2018/05): „Fortschritte und Entscheidungen, die in Europa von einer Mehrheit getragen werden, müssen möglich sein.“ (jw)