IMI-Aktuell 2017/461

Cyber Campus

von: 3. August 2017

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

Zeit.de berichtet anlässlich des Richtfestes eines neuen Studierendenwohnheimes auf dem Bundeswehr-Campus Neubiberg bei München über den neuen Studiengang „Cyber-Sicherheit“, der dort ab Januar 2018 angeboten werden soll: „Das Verteidigungsministerium investiert 160 Millionen Euro in Neubiberg – in einen neuen Studiengang, neue Professoren und eine neue IT-Infrastruktur auf dem Campus.“ Neben einigen Informationen, die überwiegend bereits bekannt waren (siehe IMI-Aktuell 2016/425) ist der Bericht von Skepsis geprägt, ob der Campus und die Aufstellung der Bundeswehr im „Cyber- und Informationsraum“ ihren Aufgaben gerecht werden. Über diese Aufgaben jedoch scheint Unklarheit zu herrschen. So heißt es in dem Artikel, dass ein „Hacker-Angriff auf den Bundestag“ schlechte Presse für die Verteidigungsministerin bedeutet hätte und dass „[s]eit den Skandalen um Hacker-Attacken im amerikanischen und französischen Wahlkampf … ein Aufrüsten bei der Cyber-Sicherheit umso dringlicher“ erscheine. Etwas später ist dann noch vom „Kampf gegen Hacker-Angriffe auf die Demokratie“ die Rede, den die Bundeswehr führen solle. Dass zu einer Demokratie auch gehören würde, die Aufgaben und Befugnisse der Armee einzugrenzen – gerade wenn es um den Umgang mit Informationen im Wahlkampf geht – kommt der Autorin nicht in den Sinn. Tatsächlich gibt es bereits umfangreiche zivile Strukturen, die mit der Cybersicherheit beauftragt sind und denen vielleicht eher der Schutz des Bundestages vor Cyber-Attacken unterliegen sollte.

Konkurrenz sieht die Autorin hingegen eher zwischen der Bundeswehr und der zivilen Wirtschaft im Zusammenhang mit den vielzitierten „Rekrutierungsproblemen“ gerade im IT-Bereich. Denn tatsächlich arbeitet das Verteidigungsministerium längst daran, die zivile Wirtschaft in ihre Cyberkriegführung einzubinden. Über ein Beispiel, den „Cyber Innovation Hub“, berichtet ganz aktuell Golem.de: „Durch die neuen, flexibleren Strukturen will die Bundeswehr Innovationen aus dem dynamischen Startup-Umfeld besser für die Truppe nutzbar machen.“

Wenn die Autorin des Zeit-Artikels schreibt, dass „die Bundeswehr-Uni als Arbeitgeber mit dem nahen Hauptsitz des Dax-Technologiekonzerns Infineon und dem Ludwig-Bölkow-Campus für Luft- und Raumfahrt“ konkurriere, verschleiert das ebenfalls die längst stattgefundene Durchdringung von Armee und Wirtschaft. Der Ludwig-Bölkow-Campus ist dominiert vom staatsnahen Rüstungskonzern Airbus, der wesentliche Cyber-Technologien für die Bundeswehr bereitstellt. Darüber hinaus ist die Bundeswehr-Uni selbst beteiligt. Studieren tun hier bislang ausschließlich: Soldat_innen der Bundeswehr. Darauf hat kürzlich der Künstler Franz Wanner mit einer Ortsbegehung aufmerksam gemacht, über die auch die SZ berichtete.