IMI-Aktuell 2016/155

Krieg: Kulturelle Erfindung?

von: 11. März 2016

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Krieg sei eine kulturelle Erfindung und könne demzufolge auch wieder aus der Welt geschafft werden, sofern dessen Ursachen beseitigt würden, so die Meinung des Archäologen Harald Meller im Deutschlandfunk (via Bpb-Newsletter): „Aggression gehört zum Menschen, Krieg ist eine kulturelle Entwicklung, es ist eine kulturelle Erfindung. Und eine kulturelle Erfindung kann auch wieder verschwinden. Wenn die Umstände gegeben sind, die Kriege nicht mehr nötig machen, müssten Kriege eigentlich verschwinden. […] Der Frieden ist eigentlich der Naturzustand. Die Menschen sind von Haus aus im Grunde friedlich angelegte Wesen. Die Menschen gehen Jahrhunderttausende den Konflikten eher aus dem Weg, die sind viel zu teuer und zu aufwändig, solche Konflikte, Menschenleben viel zu kostbar. Wir glauben immer, Krieg würde es seit immer geben. Krieg gibt es nur in den letzten wenigen Prozent der Menschheitsgeschichte, seit einigen Tausend Jahren.“

Die Auffassung, Krieg existiere erst seit Kurzem, nämlich erst seit dem Neolithikum (ab ca. 11.500 v. Chr.), vertreten eine ganze Reihe Wissenschaftler, u.a. auch Douglas P. Fry und Patrik Söderberg in diesem Science-Artikel von 2013. In diese Frage kam jüngst noch einmal Bewegung, nachdem in Nataruk (Kenia) Anzeichen gefunden wurden, die teils als ein Krieg gedeutet wurden, der vor Einsetzen des Neolithikums stattgefunden haben soll. Allerdings wird diese Interpretation u.a. von besagtem Douglas Fry in Frage gestellt. Siehe zur Auseinandersetzung um Nataruk etwa diesen Artikel in der New York Times. (jw)