IMI-Aktuell 2015/395

Atombombenabwürfe: Motive

von: 11. August 2015

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Es war wohl Gar Alperovitz in seinem 1965 erschienenen Buch, Atomic Diplomacy, der als erster die US-Motivation für die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 in Frage stellte. Seiner Analyse zufolge sei das vorrangige Ziel nicht gewesen, eine – ohnehin unmittelbar bevorstehende – japanische Kapitulation zu erzwingen, sondern eine Machtdemonstration gegenüber der Sowjetunion durchzuführen. Einer, der lange dennoch zwischen dem „Sinn“ der ersten und zweiten Atombombe unterschied, war der Historiker Martin Sherwins. Laut einem Artikel in Cicero (via Bpb-Newsletter) hat er jedoch mittlerweile seine Auffassung gründlich revidiert. Zur gängigen Behauptung, der Atombombenabwurf sei erforderlich gewesen, um Japan zur Kapitaulation zu bewegen, wird er folgendermaßen zitiert: „‘Natürlich, das ist die offizielle Version‘, sagt er und winkt ab. ‚Nur ist sie weder aus den Tatsachen abgeleitet, noch entspricht sie der Chronologie der Kapitulationsentscheidung.‘ In Wahrheit wüssten wir, dass die Japaner bereits über Wochen, wenn nicht Monate nach Wegen gesucht hatten, zu kapitulieren, und dass sie das Leben des Kaisers sichern wollten. […] ‚Je mehr ich aber aus amerikanischen, japanischen und auch russischen Archiven lernte, desto klarer wurde das Bild, dass beide Bomben unnötig waren.‘“ (jw)