Spiegel Online berichtet, aktuelle Gutachten würden erneut die Probleme des G36-Gewehrs von Heckler & Koch untermauern: „Die neuen Gutachten über das Standardgewehr der Bundeswehr sind verheerend. […]Das Planungsamt der Truppe beschreibt kurz und knapp die Ergebnisse der Schießtests mit dem G36: ‚Nach dem Verschuss von zwei Magazinen‘, so die Experten, sei ‚ein gezieltes Treffen des Gegners nicht mehr zuverlässig gewährleistet‘. Heiß geschossen sinke die Treffwahrscheinlichkeit des G36 auf 53 Prozent.“ Das Verteidigungsministerium soll Berichten zufolge bereits eine Klage gegen den Gewehr-Hersteller prüfen. Auch die DPA zitiert aus dem 372seitigen Gutachten, das vom Bundesrechnungshof, dem Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, einer Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr und dem Wehrwissenschaftliche Institut für Werks- und Betriebsstoffe erstellt worden sein soll. Bemerkenswert ist vor allem eine Stelle, an der klar betont wird, das Gesamtsystem und nicht eine Einzelkomponente sei für die Probleme verantwortlich: „Ursächlich für die sinkende Treffwahrscheinlichkeit ist nicht eine der Komponenten, z.B. Munition oder Waffe, sondern das Gesamtsystem“.
Dennoch beharrt das Unternehmen, das sich seinerseits eine Schadensklage vorbehält, darauf, die Verantwortung liege nicht bei ihm. Dabei kritisierte das Unternehmen gestern direkt die Ergebnisse des Gutachtens und legte eine eigene Erklärung vor: „Der Hersteller des umstrittenen Sturmgewehres G36 führt die mangelhafte Treffsicherheit der Waffe auf fehlerhafte Munition zurück. Die Ursache für die massive Streuung der Schüsse liege in der ‚mangelhaften Zinnbeschichtung der Geschosse‘, teilte die Firma Heckler&Koch am Sonntag mit. Massive Vorwürfe erhob der Waffenbauer gegen zwei Experten der Bundeswehr sowie gegen einen Institutsmitarbeiter, die dem G36 Mängel bescheinigt hatten. Aus Sicht des Unternehmens fehlt es diesen Fachleuten an Kompetenz und an Unvoreingenommenheit. Der Druck auf die Firma erhöhte sich durch die Empfehlung des Planungsamtes der Bundeswehr, bei Auslandseinsätzen auf das G36 zu verzichten.“ (tp/jw)