Pressebericht in: Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) vom 25.11.2007

Diskussion um Panzerbau


von: | Veröffentlicht am: 26. November 2007

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Kassel. „Ist das Leben unserer Soldaten, die wir zur Schaffung von Stabilität und Sicherheit in Krisengebieten und damit in Gefahr entsenden, nicht schützenswert?“, fragt der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Kassel, Major i. R. Jörg Hildebrandt. Er bezieht sich auf die Debatte um den Bau der 405 Schützenpanzer des Typs Puma, die von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall in Kassel gebaut werden sollen.

Wenn es bei den Einsätzen der Bundeswehr künftig zu Todesfällen komme, die durch adäquat gepanzerte Fahrzeug zu verhindern gewesen wären, müssten die Kritiker des Rüstungsauftrags den Hinterbliebenen erklären, warum man den Soldaten nicht den bestmöglichen Schutz habe zukommen lassen. Solange es in der Welt noch Terror, Fanatismus und Unterdrückung gebe, müsse ein Staat in der Lage sein, diesen Bedrohungen auch mit militärischen Mitteln zu begegnen. Gerade als Christ habe man die Pflicht, nicht wegzuschauen, wenn Menschenrechte missachtet werden. Er habe als gläubiger Christ an mehreren Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilgenommen und erlebt, welch positiven Beitrag die Bundeswehr zur Schaffung eines sicheren und stabilen Umfeldes sowie beim Wiederaufbau leiste und wie dankbar die Menschen für diese Hilfe sind, so Hildebrandt.

Ebenfalls sehr verwunderlich sei, dass die Vertreter der SPD sprachlos zu sein scheinen. „Wo bleibt das klare Bekenntnis zu unseren Soldaten und den dringend notwendigen Investitionen in die Erneuerung der Ausrüstung, die auch mit den Stimmen der SPD beschlossen wurde?“, so Hildebrandt. Ganz anderer Meinung ist Johannes Plotzki, Beirat der Informationsstelle Militarisierung e.V. (Tübingen). Er macht auf die veränderte Rolle der Bundeswehr von einer ehemals für Verteidigungszwecke aufgestellten Armee zur weltweit operierenden Eingreiftruppe aufmerksam.

Hierzu passe auch der neue Schützenpanzer Puma, der aus Sicht der Rüstungsindustrie und des Militärs zu einer Generation von Panzern gehöre, die keinen Verteidigungsauftrag mehr erfüllten. Vielmehr ermöglichten sie es der Bundeswehr, als hochmobile Eingreiftruppe zu agieren. Vom Turm des Puma aus sei Tag und Nacht eine 360-Grad-Rundum-Beobachtung möglich. Während der Richtschütze einen Gegner angreife, könne der Kommandant bereits den nächsten Gegner ausspähen, erläuterte Plotzki.

Mit dem Puma als Verkaufsschlager werde eine nochmalige Ausweitung der deutschen Rüstungsexporte wahrscheinlich.

Die Möglichkeit, parallel unterschiedliche Ziele auszuspähen, nenne man Hunter-Killer-Fähigkeit. Wer solche Panzer herstellen lässt, „der will diese auch einsetzen“, so Plotzki. Mit dem oft postulierten „nur zum Schutz unserer Soldaten“ lasse sich dies nicht erklären. „Im Gegenteil: Die absehbaren Einsatzszenarien bedeuten nichts anderes als brutale Kriegsführung zur Interessensdurchsetzung deutscher Außenpolitik.“ (hoh/bea)