IMI-Standpunkt 2005/018
Neue Freundschaft von Bush und Schröder
(gekürzte) Rede von Tobias Pflüger in Mainz zum Treffen Bush - Schröder
von: Tobias Pflüger | Veröffentlicht am: 27. Februar 2005
Liebe Freunde, liebe Freundinnen,
Danke dass Ihr noch da seid. Wir müssen ein klares Zeichen setzen gegen dieses Treffen von Herrn Schröder und Herrn Bush. Sie haben sich Mainz rausgesucht, weil sie zu feige sind, nach Berlin zu gehen – und das ist schon unser erster Triumph.
Liebe Freundinnen und Freunde, das Problem ist aber, wie jetzt Mainz regelrecht umgewandelt wird und zu einer Festung gemacht wird, wegen diesem Treffen von Herrn Schröder und Herrn Bush. Das wird auch gleich von der Polizei hier unterstrichen.
Liebe Freundinnen und Freunde, das beste wäre, die beiden Herrn würden sich nicht hier treffen und das beste wäre sie würden sich hier verziehen, wir wollen weder Herrn Schröder noch Herrn Bush hier in Mainz.
Liebe Freundinnen und Freunde, Autobahnen wurden gesperrt, Flughäfen wurden gesperrt, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, Briefkästen wurden abmontiert, Balkone dürfen nicht betreten werden, Fenster müssen geschlossen gehalten werden, allein 1300 Kanaldeckel wurden zugeschweißt. Liebe Freundinnen und Freunde, Menschen die hier in in Mainz in der so genannten Sicherheitszone wohnen, haben Besuche bekommen von der Kripo. Während der Fahrt hierher wurden Busse kontrolliert – aus Stuttgart und aus Berlin, und die Leute wurden erfasst, registriert und sie mussten sich zum Teil entkleiden.
Liebe Freundinnen und Freunde, wir haben es satt, dass die mehr als berechtigte Kritik, die wir üben, wir haben es satt, dass diese Kritik kriminalisiert wird.
Liebe Freundinnen und Freunde, was hier statt findet, sind nicht die Methoden einer Demokratie. Das sind die Methoden eines Polizeistaates.
Liebe Freundinnen und Freunde, hier treffen sich zwei Herren, um Frieden miteinander zu schließen, und die Agenturmeldungen sind sehr eindeutig. Es heißt dort, es gäbe jetzt ein neues gemeinsames Interesse von Deutschland und den USA. Herr Bush meinte – und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – gute Beziehungen zu Europa gibt es nur, wenn wir auch gute Beziehungen zu Deutschland haben.
Liebe Freundinnen und Freunde, was er damit gesagt hat, ist, wir müssen uns mit Deutschland einigen und dann haben wir eine gemeinsame Linie mit der Europäischen Union. Das deutet auf die Rolle
von Deutschland in der Europäischen Union hin. Das ist nämlich eindeutig das, was ich auch derzeit im Europäischen Parlament erlebe. Dieses Deutschland prägt insbesondere im Bereich der Außen- und Militärpolitik diese Europäische Union. Und sie sind der Vorreiter für die Militarisierung der Europäischen Union, und sie sind der Vorreiter gleichzeitig im Bereich des Sozialabbaus.
Und ich will es ganz klar sagen: Wir sind hier, weil wir auch gegen diese neoimperiale und neoliberale Politik der Europäische Union und insbesondere der rot-grünen Regierung demonstrieren.
Joshka Fischer sagte, „die Positionen der USA und ihrer europäischen Verbündete liegen nicht weit auseinander“ – genauso ist es! Gerhard Schröder sagte bei der so genannten Sicherheitskonferenz in München: „Gegenwärtig sind rund 7000 deutsche Soldaten im Ausland eingesetzt, aber aus der Mitverantwortung folgt auch Mitsprache. Unser Wunsch, Deutschland als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat zu haben, entspringt auch diesem auf „Legitimation“ abzielenden Zusammenhang“ Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Er sagt, weil Deutsche in aller Welt stationiert sind, deshalb habe dieses Deutschland ein Anrecht auf einen Sitz um UN-Sicherheitsrat.
Nein, dieses Deutschland hat nichts im UN-Sicherheitsrat zu suchen. Dieses Deutschland sollte endlich mal ein internationaler Kriegsdienstverweiger werden!
Liebe Freundinnen und Freunde, es findet derzeit ein permanenter Krieg statt – nicht nur im Bereich Irak, sondern auch im Bereich Afghanistan und als nächstes geplant gegen den Iran.
Liebe Freundinnen und Freunde, was hier stattfindet, ist ein arbeitsteiliges Verhältnis zwischen der Europäischen Union unter deutscher Führung einerseits und den USA andererseits. Wir sagen ganz klar, auf diese neue Freundschaft von Gerhard Schröder und George W. Bush, auf diese neue Freundschaft – diese neue Freundschaft – wollen wir nicht.
Diese neue Freundschaft wollen wir nicht, denn diese neue Freundschaft bedeutet Krieg für viele Menschen im Süden – und dagegen demonstrieren wir hier.
Ich habe eine Hoffnung: Die Kriegsherren der Welt sie haben Einfluss, aber sie sind wenige.
Wir dagegen sind viele, und wir werden immer mehr. Vielen Dank!