Pressebericht / in: Südkurier, 22.04.2003

Mit Trommeln und Reden gegen den Krieg

Rund 1000 Menschen demonstrierten beim Bodensee-Ostermarsch grenzüberschreitend Konstanz/Kreuzlingen

von: Südkurier/ Pressebericht / Dokumentation | Veröffentlicht am: 22. April 2003

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Konstanz/Kreuzlingen (rin) Rund 1000 Menschen haben beim 12. Internationalen Bodensee Ostermarsch in Konstanz und Kreuzlingen grenzüberschreitend gegen Krieg und für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung demonstriert. Mit Trommeln, Reden und Plakaten machten die Protestierenden auf sich aufmerksam.

Der Ostermarsch hatte getrennt in Konstanz und Kreuzlingen begonnen. An der Grenze schlossen sich etwa 200 Demonstranten aus der Schweiz mit etwa 800 aus Deutschland zu einem Zug zusammen. Angeführt von Samba-Trommlern marschierten die Protestierenden gemeinsam durch die Konstanzer Innenstadt. Viele der Ostermarschierer trugen die als Protestzeichen gegen den Irakkrieg bekannt gewordene regenbogenfarbene italienische Friedens-Fahne mit sich. Auf Plakaten der Ostermarschierer hieß es: „Stoppt den Kriegsmaterialexport“, „Wir wollen uns nicht an Krieg gewöhnen“ oder „Geldgier zerstört unsere Welt“. In den Zug der Demonstranten hatten sich auch viele Familien mit Kindern eingereiht.

Nicht nur die Ostermarschierer, auch die Polizisten agierten grenzüberschreitend. So wurden die Beamten des Konstanzer Reviers von Kollegen der Thurgauer Kantonspolizei unterstützt. Sie blieben Beobachter der friedlichen Demonstration.

Bei der Schlusskundgebung im Konstanzer Stadtgarten sprachen sich Redner scharf gegen Krieg als Mittel der Politik aus. Sie verurteilten das militärische Vorgehen der USA im Irak und forderten ein Ende des Ausbeutungskriegs der reichen gegen die armen Staaten.

Zum Auftakt der Kundgebung wurde eine Grußbotschaft von Oberbürgermeister Horst Frank verlesen, Schirmherr der Demonstration. Sabine Mandak, Nationalratsabgeordnete der Grünen in Österreich, nannte die amerikanische Idee vom Präventivkrieg – zuschlagen, bevor es möglicherweise ein anderer tut – einen „Wahnsinn“, der die Spirale der Gewalt weiter hochschrauben werde. Dieser menschenverachtenden Politik möchte sie neue Standards der Umwelt- und Sozialpolitik entgegengesetzt sehen. Sie sollen helfen, die Kluft zwischen armer und reicher Welt und damit auch Kriegsgründe zu überwinden.

„Wer Krieg sät, wird nicht Frieden ernten“, warnte Beat Dietschy von der Ökumenischen Arbeitsstelle in St. Gallen. Auch er kritisierte die Amerikaner, die sich ein Recht auf Präventivschlag herausnähmen. Damit könne bei jedem den USA widerstrebenden Interesse ein Kriegsgrund geformt werden. Dietschy nannte es wichtig, Zorn über den Zynismus solcher Machthaber zum Ausdruck zu bringen und laut Einspruch zu erheben. Politisch forderte er unter anderem ein Verbot, Waffen an kriegsführende Länder auszuführen.

Der Politikwissenschaftler Tobias Pflüger kritisierte das Verhalten der Deutschen Regierung, die diplomatisch den Krieg gegen den Irak ablehnte, ihn aber dennoch durch Einräumen von Transportmöglichkeiten über die Bundesrepublik mit befördert habe. Der Mitarbeiter der „Informationsstelle Militarisierung“ in Tübingen warnte vor neuen Bundeswehrkonzepten, die ebenfalls auf der Idee vom Präventivkrieg beruhten. Pflüger forderte „ein internationales Bündnis von Unten“, welches dem Wirtschaftskrieg „der Staaten des Nordens gegen den Süden“ beende.

Die Kundgebung mündete in ein Open-Air-Konzert