IMI-Standpunkt 2003/004

„Drogen-Krieg“


von: Arno Neuber | Veröffentlicht am: 10. Januar 2003

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Am 17. April vergangenen Jahres waren vier kanadische Soldaten im Süden Afghanistans getötet worden, als ihre Einheit von US-amerikanischen Flugzeugen angegeriffen und bombardiert wurde. Die Bomber-Piloten stehen derzeit vor einem US-Kriegsgericht. Ihre Anwälte haben jetzt der Luftwaffenführung vorgeworfen, „Kampfflieger gewohnheitsmäßig zur Einnahme von Amphetaminen zu zwingen“ (FAZ 4.1.03). Laut Frankfurter Allgemeine hat die US-Luftwaffe die „regelmäßige Verabreichung der Amphetamine“ zugegeben, aber bestritten, dass dabei Zwang im Spiel sei. Es sei gängige Praxis, dass Bomperpiloten bei langen Einsätzen solche „go-pills“ einnehmen, um Müdigkeit und Erschöpfung zu bekämpfen. Die Luftwaffe der USA hat damit eine Praxis übernommen, die auch bei Görings Bomberstaffeln im Zweiten Weltkrieg üblich war. Dort wurde „Pervetin“ als „Schnellmacher“ eingesetzt, um die Leistungsfähigkeit der Menschen dem der Maschinen anzupassen. Im Rahmen der Reparationsleistungen kam „Pervetin“ dann auch in die USA und nach Großbritannien. Seit 1948 wird der Stoff auch in den Vereinigten Staaten hergestellt.

Fachleute warnen vor Amphetaminen, weil die Nebenwirkungen beträchtlich sein können: Panikattacken, gesteigerte Aggressionen, Depressionen, Beeinträchtigung des Urteilsvermögens.

Die Praktiken der US-Armee sind vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass Präsident Bush neben dem „Krieg gegen den Terrorismus“ immer wieder einen „gnadenlosen Krieg gegen den Drogenhandel“ beschwört. Ob demnächst Luftangriffe auf US-Pharmakonzerne zu erwarten sind?

Arno Neuber