in: Schwäbisches Tagblatt 06.12.2002

Israel braucht Hoffnung – Studenten berichten

Audimax/Namen und Nachrichten

von: cla / Schwäbisches Tagblatt / Dokumentation / Pressebericht | Veröffentlicht am: 7. Dezember 2002

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TÜBINGEN (cla). Einat Podjarny (24 Jahre) und Fadi Shbata (25 Jahre) gehören der israelischen Friedensbewegung an. Sie ist Jüdin, er Araber. Die beiden Studenten berichteten am Mittwoch vor rund 120 Zuhörern im Kupferbau.

Einat Podjarny und Fadi Shbata versinnbildlichen das ersehnte friedliche Zusammenleben von Juden und Palästinensern. Beide studieren an der Universität Tel Aviv und sind aktive Mitglieder der im Oktober 2000 gegründeten Friedensorganisation „Ta’ayush“, was übersetzt „Zusammenleben“ bedeutet. Diese Vereinigung will die Mauern zwischen Palästinensern und Juden einreißen. Ziel sei eine „wahre arabisch-jüdische Partnerschaft“, berichten die beiden Studenten, die von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) [und der Studierendenorganistation LISTA] zu einem Vortrag eingeladen wurden.

Ta’ayush lehnt jeglichen Akt der Gewalt ab. Nicht nur die Selbstmord-Attentate der Palästinenser, auch die militärischen Interventionen der israelischen Regierung werden von ihnen verurteilt, berichtet Podjarny.

Ta’ayush zeichne sich durch seine gewaltfreien Projekte aus, die mit Spenden finanziert werden. So wurde die Friedensorganisation kürzlich von einem Dorf um Hilfe gerufen, das von jüdischen Siedlungen umrundet ist und regelrecht isoliert war.

Das israelische Militär hatte dort die die Zufahrtsstraßen, elektrische Leitungen und die Wasserversorgung zerstört. Das Leben in diesem Dorf war nicht mehr möglich, berichtete die 24-jährige Studentin. Die Bewohner wurden durch die Zerstörung der Infrastruktur zur Flucht gezwungen.

Ta’ayush reagierte auf den Hilferuf: Aktivisten – Palästinenser und Juden – reisten in das Dorf und begannen mit dem Wiederaufbau. Sie zeigten den dort lebenden Menschen, dass ein Zusammenleben und -arbeiten beider ethnischer Gruppen möglich ist.

Heute, so berichtet Podjarny, sei das Dorf wieder von Palästinensern besiedelt und ein Leben der gegenseitigen Achtung sei dort jetzt der Alltag. Das Verhalten der israelischen Armee und der Zivilbevölkerung habe sich ins Positive gewendet.

Auf beiden Seiten werde jetzt Solidarität groß geschrieben, berichtet Podjarny. Doch leider teile nur eine Minderheit in Israel diese Erkenntnis, meint die Referentin. Dennoch wolle Ta’ayush den Menschen in Israel Hoffnung auf Frieden geben, „denn Hoffnung lässt die Menschen am Leben festhalten“.

Mit ihrer Vortragsreihe wollen die beiden Studenten zeigen, dass es in Israel neben „Peace Now“ noch eine weitere Friedensbewegung gibt, die ohne Gewalt sehr erfolgreich ist. „Nach dem Krieg kommt Frieden. Hoffen wir, dass dieses Sprichwort auch in Israel zutrifft“, sagte Fadi Shbata.

Text: cla
Bild(er): Metz, Ulrich
Online Redaktion: Hantke, Manfred

Original: http://www.tagblatt.de/index.php?objekt=ST&id=6510