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IMI-Aktuell 2025/612

Blockaden gegen Mittäterschaft in München und Hamburg

(10. November 2025)


Am vergangenen Freitag, 7. November 2025, fanden sowohl in Hamburg als auch in München Blockaden gegen Waffenexporte und militärisch-universitäre Zusammenarbeiten mit den mutmaßlich einen Genozid verübenden israelischen Streitkräften statt.

In München wurde während einer Kundgebung von Academics for Justice, Palästina Spricht, Klasse gegen Klasse und anderen kurzzeitig Räume der Universität besetzt und Pyrotechnik auf dem Dach gezündet. Die Kundgebung richtete sich gegen die Kooperationen der Technischen Universität München (TUM) mit wohl 22 verschiedenen israelischen Rüstungskonzernen, für die die Uni rund 11 Millionen Euro an Förderung bekomme. Laut einem Bericht des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen sei die TUM nach dem MIT in den USA weltweit die am meisten in den Genozid verstrickte Universität außerhalb Israels. Sie führte unter anderem Wettbewerbe zu Unterwasserdrohnentechnologie für deutsche und israelische Studierende durch. Die TUM und der bayerische Antisemitismusbeauftragte sehen jedoch keine Indizien für eine Mitschuld der Hochschule.

In Hamburg blockierten Aktivisti* unter anderem der Klimagruppe Ende Gelände auf einer Brücke zwei Schienen des Hamburger Hafens. Viele der aus Deutschland exportierten Waffen werden von hier verschifft, laut Perspektive Online jeden Tag drei Container mit insgesamt rund 20 Tonnen. Der Protest hier stand unter dem Motto „Kein Frieden ohne Selbstbestimmung – Free Palestine“. Die Räumung dauerte rund acht Stunden. (pf)

IMI-Aktuell 2025/611

Kamikaze-Drohnen für BW: Israels Elbit?

(10. November 2025)


Die besonders innerhalb der SPD Jahre andauernde politische Debatte um eine Anschaffung von bewaffneten Drohnen (ob oder nicht) endete kürzlich abrupt mit einem klaren und indiskutablem „Ja“ von allen Seiten und die Medien berichten täglich Details, welche Firmen dabei nun bedacht bzw. in Erwägung gezogen würden. Lange waren besonders Helsing, Stark und Rheinmetall im Gespräch. Eine Drohne von Stark schien kürzlich in einem Test nicht besonders gut abzuschneiden. Jedenfalls seien, wie es aus dem Verteidigungsministerium (BMVg) gegenüber der Süddeutschen Zeitung geäußert wurde, „Verträge für den Kauf von begrenzten Mengen von Loitering Munition mit dem Zwecke einer Zertifizierung/Qualifizierung mit mittlerweile drei Herstellern abgeschlossen“ worden. Letztendlich muss bei dem 900 Millionen Euro umfassenden Auftrag jedoch der Bundestag dies Absegnen, wie bei allen Anschaffungen über 25 Millionen Euro.

Mit Elbit Systems scheint erstmalig ein nicht-deutscher Produzent auf das Tablett zu kommen. Laut einer Recherche von Correctiv, denen interne Unterlagen des BMVg dazu vorliegen, seien im August 700 Millionen Euro für Loitering Munitions (wie solche autonomen Waffensysteme auch genannt werden) veranschlagt worden. Dies sei auch einer der 320 Posten auf der insgesamt 377 Milliarden Euro schweren Wunschliste der Bundeswehr gewesen.

Gegen Elbit Systems gibt es, besonders vor den Niederlassungen des deutschen Tochterkonzerns, wo auch rund 10% der Wertschöpfung für diesen Auftrag liegen solle, immer wieder Protest wegen der nahen Zusammenarbeit des Mutterkonzerns mit den mutmaßlich einen Genozid verübenden israelischen Streitkräften. Elbit liefert rund 85% derer Drohnen und einen ähnlichen Anteil am Bodenequiptment und wirbt mit der laufenden Fortentwicklung seiner Produkte in diesem Einsatz in der operativen Ebene. (pf)

IMI-Aktuell 2025/610

Hörsaalbesetzung gegen Militarisierung

(10. November 2025)


In Hildesheim haben Studierende am 29. Oktober 2025 Hörsäle und andere Räumlichkeiten der HAWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst) blockiert und zeitweise besetzt, wie PerspektiveOnline schon vor zehn Tagen berichtete. Unter dem Motto „Rauf mit der Bildung, runter mit der Rüstung“ protestierten sie gegen eine Kürzung des Etats für Studienqualitätsmittel, der in einer kurz darauf anstehenden Sitzung um 60 Prozent gekürzt werden sollte. Durch ihre Aktion erzwangen sie die Verschiebung der Entscheidung. In verschiedenen Redebeiträgen wurden laut dem Magazin die Kürzungen in den Kontext der Militarisierung und Aufrüstungspläne der Bundesregierung gesetzt. Parolen wie „100 Milliarden für Bildung und Soziales“ oder „Bei der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix“ seien breit skandiert worden.

Ab dem folgenden Tag bis zum 12. November 2025 soll die Bundeswehr eine „Propagandashow“ inklusive der Ausstellung von Großwaffensystemen und „Berufsberatung“ in Hildesheim durchführen, weshalb ein Bündnis „Hildesheim gegen Militarismus“ Kleingruppen zu Anreise, Protestaktionen Koordination und Unterkünften einlud. (pf)

IMI-Aktuell 2025/609

Elbit: Faber

(10. November 2025)


Nach Johannes Arlt (SPD) versilbert sich ein weiterer Abgeordneter des Verteidigungsausschusses des letzten Bundestages seine Position durch die Annahme einer Stellung in einem großen Rüstungsunternehmen (siehe IMI-Aktuell 2025/336). Ausgerechnet bei Elbit-Systems (siehe IMI-Standpunkt 2025/26) verdingt sich nun Marcus Faber (FDP) als neuer Vizepräsident. (jw)

IMI-Aktuell 2025/608

Arminius: Boxer-Beschaffung

(7. November 2025)


Unter dem Namen „Arminius“ plant die Bundeswehr anscheinend große Mengen des Radpanzers Boxer in verschiedenen Varianten zu bestellen, berichtet hartpunkt.de: „Im Rahmen von Arminius werden wohl die Beschaffung unterschiedlicher Boxer-Varianten zusammengefasst. Das Arminius-Vorhaben soll sich Papperger zufolge auf rund 40 Milliarden Euro belaufen, wovon etwa 22 Milliarden auf Rheinmetall entfallen würden.“ (jw)

IMI-Aktuell 2025/607

NATO: Preiswürdig?

(6. November 2025)


Gerne sieht sich die NATO selbst als „erfolgreichste Friedensbewegung der Geschichte“, wie es vor einigen Jahren der damalige Generalsekretär des Bündnisses, Anders Fogh Rasmussen formulierte. Das sehen inzwischen auch andere so, unter anderem die Jury des Westfälischen Friedenspreises, die dieses Jahr ohne Flachs entschied, ihn an die NATO zu vergeben, wie u.a. der Deutschlandfunk berichtet: „Die NATO erhält den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens 2026. […] Die Auszeichnung ist mit 100.000 Euro dotiert und erinnert an den Friedensschluss in Münster und Osnabrück, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete.“ (jw)

IMI-Aktuell 2025/606

Ukraine: 3 Mrd. mehr

(5. November 2025)


Im Haushalt 2026 soll der Posten für Waffenlieferungen an die Ukraine noch einmal deutlich von 8,5 Mrd. um 3 Mrd. Euro aufgestockt werden, berichtet das Handelsblatt. (jw)

IMI-Aktuell 2025/605

Wirtschaftsministerium: Militärgruppe (II)

(5. November 2025)


Kürzlich wurde im Wirtschaftsministerium ein Beraterkreises zur Sicherheits- und Verteidigungsindustrie etabliert und mit ausgewiesenen Hardlinern – Nico Lange, René Obermann, Joachim von Sandrart und Moritz Schularick – besetzt (siehe IMI-Aktuell 2025/422). Nun haben die vier ihr erstes Pamphlet als Beraterkreis namens „Eine neue Strategie für Verteidigungswirtschaft,Technologieführerschaft und Wachstum“ veröffentlicht.

Darin wird gleich zu Anfang postuliert, „technologische Überlegenheit und die Produktionsfähigkeit hoher Stückzahlen“ seien zu entscheidenden Faktoren für „geopolitische Macht“ geworden. Ergo solle Deutschland bis 2030 30% seiner Rüstungsinvestitionen in High-Tech-Bereiche wie Drohnen, Software und KI, Deep Strike Fähigkeiten, Hyperschall, Weltraum, autonome Systeme und dergleichen stecken und deren Anschaffung „vereinfacht“ werden: „Die Beschaffungen aus dieser Quote werden im Fast Track Verfahren von einer neuen Agentur abgewickelt, frei von Standard-Beschaffungsregeln, mit eigenem Budget und eigenem Personal.“

Es gelte „Europas Handlungsfähigkeit unabhängiger von den USA zu sichern“, und zwar u.a., indem der Export noch einmal deutlich mehr als ohnehin bereits angekurbelt wird: „Das Prinzip ‚Beschaffen, auch um zu exportieren‘ wird zum neuen Standard. Exportüberlegungen werden an den Anfang des Beschaffungsprozesses gestellt. Die fundierte Bewertung des Exportpotenzials wird zum verbindlichen Kriterium der Vergabeentscheidung. Dadurch werden Skaleneffekte in der Produktion erzielt, Stückkosten gesenkt, hochqualifizierte Arbeitsplätze gesichert und die industrielle Basis nachhaltig gestärkt.“

Generell werden der Rüstungsindustrie dabei einmal mehr Wachstumseffekte zugeschrieben, die sie real nicht hat (siehe IMI-Studie 2025/1b). Rüstungsinvestitionen seien „Katalysator für Innovation, hochqualifizierte Arbeitsplätze und technologische Souveränität in Schlüsselindustrien.“ Mehr noch: Die Rüstung müsse zu einem „Motor für technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung“, dem Dreh- und Angelpunkt unserer Gesellschaft werden. (jw)

IMI-Aktuell 2025/604

FCAS: Scharfer Ton

(4. November 2025)


Der Ton zwischen den „Partnern“ beim Luftkampfsystem FCAS wird immer schärfer, berichtet die Europäische Sicherheit & Technik: „In scharfem Ton erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury am 29. Oktober 2025, Dassault könne ‚das Programm verlassen, wenn es nicht zufrieden ist‘. Damit reagierte er auf Kritik von Dassault-Chef Éric Trappier, der sich über die ‚mangelnde Führungsrolle Frankreichs‘ und die komplexe Steuerung des Projekts beklagte. Faury war bislang stets um Beschwichtigung bemüht, doch der Konflikt zwischen den beiden Flugzeugriesen schwelt seit Monaten. […] Sollte keine Einigung gelingen, könnte das Projekt eines europäischen Kampfflugzeugs der Zukunft platzen – und die USA blieben weiterhin dominanter Rüstungspartner des Kontinents.“ (jw)

IMI-Aktuell 2025/603

Bayern: Roter Teppich

(3. November 2025)


Schon vor einigen Tagen wurde berichtet, Bayern habe ein Gesetz mit umfangreichen „Erleichterungen“ für die Rüstungsindustrie auf den Weg gebracht. In der Süddeutschen Zeitung heißt es dazu: „‘Das gibt es nur in Bayern‘, sagte Söder. Es bestehe das klare Ziel, bei Betriebsansiedlung oder Betriebserweiterungen Vereinfachungen im Baurecht zu haben, Abweichungen vom geltenden Recht leichter zu machen und auch ‚weitgehende Freistellungen von Genehmungserfordernissen für verteidigungsindustrielle Vorhaben zu haben‘, wie der Ministerpräsident ausführte.“ (jw)

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