IMI-Standpunkt 2020/042
Ecolog und die Corona-Tests
Es wäre lustig, wenn es nicht so ernst wäre.
von: Emma Fahr | Veröffentlicht am: 17. August 2020
Tagelange Wartezeiten, falsche Testergebnisse und 900 unidentifizierte Infizierte1: Bayern macht zur Zeit Schlagzeilen mit massiven Pannen in ihren neuen Corona-Testzentren an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen. Im Zentrum des Schlamassel steht wieder einmal Ecolog.
Das Düsseldorfer Unternehmen ist kein unbeschriebenes Blatt in Deutschland: der auf militärische Infrastruktur spezialisierte Logistik-Dienstleister ist seit Jahren in Auslandseinsätzen für die Bundeswehr tätig. Wie die Firma nun an den Auftrag kam, mobile Testzentren zu betreuen, ist fragwürdig. Denn die Zusammenarbeit mit Ecolog ist seit je her geprägt von Skandalen. Die Liste beginnt mit so schlechtem Essen, dass die Bundeswehr einen neuen Anbieter forderte und geht weiter mit flockendem Diesel im Panzer und Pink verfärbten Uniformen. Aber nicht immer ist die Unfähigkeit von Ecolog so anekdotisch. Die unsachgerechte Entsorgung von Abwasser an den Bundeswehrstützpunkten sorgte zum Beispiel für die großflächige Verschmutzung von Feldern in Afghanistan. Die rosa Uniformen machten die Soldat*innen im Einsatz auf Nachtsichtgeräten besser sichtbar. Ein Sicherheitsrisiko, dass zur Vertragskündigung führte. Wer entschied die Neuausschreibung für sich? Ecolog.2
In den letzten Jahren sind laut Medienberichten bis zu 20 Angestellte von Ecolog im Zusammenhang mit Bundeswehreinsätzen entführt worden, etwa die Hälfte der Opfer wurde getötet.3
Bei allen Fauxpas und fatalen Fehlern schafft es Ecolog immer wieder, stattliche Ausschreibungen für sich zu entscheiden, häufig sogar freihändig statt im öffentlichen Wettbewerb.4
So auch jetzt wieder in Bayern. Der Freistaat hatte buchstäblich über Nacht die Einrichtung von Corona-Testzentren für Reiserückkehrende aus Risikogebieten veranlasst. Binnen 24 Stunden fand sich vor allem ehrenamtliches Personal von Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, welche unter strapaziösen Bedingungen die Coronatests interimsmäßig durchführten. Dann sollten private Unternehmen diese Aufgabe übernehmen.5 Angeboten hatte sich beispielsweise die Aichinger Ambulanz Union, welche seit Jahrzehnten für den Münchner Rettungsdienst tätig ist.6
Bekommen hat den Auftrag: Ecolog. Und das Chaos nahm seinen Lauf, denn es gab bei weitem nicht genug Personal, um die Aufgabe zu stemmen. Ironischer Weise bat Ecolog daraufhin jene Hilfswerke um personelle Unterstützung, die den Job bis dahin eh schon ehrenamtlich gemacht hatten und dies, trotz Überlastung, auch weiterhin tun, bis Ecolog seinen Auftrag anständig erfüllt.7 Das Unternehmen macht derweil Umsatz und das Virus breitet sich weiter aus. Ecolog ist das Stehaufmännchen unter den Dienstleistern. Die Grundlage dafür entbehrt jeder Vernunft.
Noch eine Anekdote zum Schluss: Ecolog steht schon in den Startlöchern, die nächsten Corona-Testzentren in Bayern zu übernehmen.8
Anmerkungen:
1 Hallo München (13.8.20): Panne bei Corona-Tests von Urlaubs-Rückkehrern: 44.000 warten noch auf ihr Ergebnis in Bayern. URL: hallo-muenchen.de
2 Frankfurter Rundschau (2.2.2019): Die Bundeswehr ist unser Liebster Kunde. URL: fr.de
3 Wirtschaftswoche (28.3.2006): Latrinen Putzen. URL: wiwo.de Und Osservatori balcani e caucaso transeuropa (22.2.2006): Macedonian Hostages in Iraq freed. URL: balcanicaucaso.org
4 Frankfurter Rundschau (2.2.2019)
5 Süddeutsche Zeitung (9.8.2020): Reiserückkehrer müssen tagelang auf ihre Ergebnisse warten. URL: sueddeutsche.de
6 Aichinger Ambulanz Union (2020). URL: aicher-ambulanz.de
7 Süddeutsche Zeitung (9.8.2020): Reiserückkehrer müssen tagelang auf ihre Ergebnisse warten. URL: sueddeutsche.de
8 Hallo München (13.8.20): Panne bei Corona-Tests von Urlaubs-Rückkehrern: 44.000 warten noch auf ihr Ergebnis in Bayern. URL: hallo-muenchen.de