IMI-Studie 2019/03

Militarisierung durch Spitzensport

Die Spitzensportförderung der Bundeswehr

von: Lisa Klie | Veröffentlicht am: 30. April 2019

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Inhaltsverzeichnis

Historische Einordnung
Zahlen & Fakten
SportsoldatInnen

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Spitzensportförderung in Sportevents
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Interessen & Auswirkungen
Fazit

#ausblick
Quellenangaben

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Einleitung

Februar 2019, der amerikanische Superbowl ist gerade vorbei. Es war wieder einmal ein Schauspiel militärischer Präsenz, bezahltem Patriotismus und fortlaufender Akzentuierung der Tätigkeiten des amerikanischen Militärs, welches allein zwischen 2012 und 2015 53 Mio. USD für Marketing und Werbeverträge mit Sportverbänden investierte, 10 Mio. gingen dabei an die National Football League.i Die starke Verbindung zwischen Militär und Sport, wie sie beim Highlight-Event des amerikanischen Football zu sehen ist, ist allerdings längst auch in der deutschen Spitzensportkultur keine Seltenheit mehr.

Gerade die Olympischen Spiele werden zunehmend zu „Militärfestspielen“ – Grund dafür ist unter anderem der vermehrte Einsatz der SportsoldatInnen der Bundeswehr. Bei den Winterspielen in Pyeongchang waren 60 von 154 TeilnehmerInnen SportsoldatInnen. Die Spitzensportförderung der Bundeswehr dominiert bei den verschiedenen Förderungsmöglichkeiten und sorgt für anhaltende Diskussionen seit der Implementierung des Spitzensports in die Bundeswehr.
Diese Studie möchte aufzeigen, wie eng der deutsche Spitzensport mit dem Militär verbunden ist und wie die Bundeswehr den Sport als Rekrutierungsmedium benutzt. Dabei wird die Frage beantwortet, inwieweit die Auswirkungen der Spitzensportförderung und deren Defizite eine Militarisierung forcieren.
Durch die historische Einordnung wird verdeutlicht, weshalb eine Remilitarisierung durch den Spitzensport kritisch zu betrachten ist. Darauffolgend werden die wichtigsten Zahlen und Fakten übersichtlich dargestellt, um einen Überblick über die aktuelle Spitzensportförderung der Bundeswehr zu schaffen.
Anschließend konzentriert sich diese Studie auf das Konzept der SportsoldatInnen und deren Förderung durch die Bundeswehr. Hierbei wird erstens die fehlende Karriereförderung bei SpitzensportlerInnen innerhalb der Bundeswehr betrachtet – auch wenn eine Karriereförderung innerhalb der Bundeswehr mit Aussicht auf den Beruf als SoldatIn kritisch zu betrachten ist – und zweitens die fehlenden Alternativen für eine Spitzensportförderung außerhalb der Bundeswehr.
Die Bundeswehr zählt zum größten Sportförderer Deutschlands, weshalb die dort bestehenden Strukturen zumindest eine berufliche Ausbildung der SpitzensportlerInnen während oder nach der Förderung ermöglichen sollten. Diese Strukturen sind nur unzureichend vorhanden, weshalb umso dringender die Fragen nach alternativen Förderungsmöglichkeiten geklärt werden müssen.
Auffallend ist zudem die deutlich geringere Anzahl von Frauen bei der Spitzensportförderung der Bundeswehr. Gerade einmal 255 von 692 Förderplätze sind von Frauen besetzt. Diese Geschlechterungleichheit verstärkt das ohnehin schon bestehende Geschlechterkonstrukt von Frauen und Männern im Sport und in der Bundeswehr. Es ist überdies kritisch zu betrachten, dass Frauen in die patriarchalen Strukturen des Militärs gedrängt werden, um ausreichende Sportförderung zu erlangen, denn innerhalb eines männerdominierten Instruments kann keine gleichberechtigte Spitzensportförderung geschehen. Die kritische Betrachtung der Geschlechterungleichheit erfolgt im dritten Abschnitt über die SportsoldatInnen.
SportsoldatInnen werden von der Bundeswehr ganz bewusst als Rekrutierungsmedium benutzt. Wie die Bundeswehr sie als Werbeträger und Rekrutierungsmedium nutzt, wird in dieser Studie im vierten Teil des Kapitels der SportsoldatInnen genauer betrachtet. Dazu gehört ebenfalls die Funktion der SportsoldatInnen als militärische „WertevermittlerInnen“ für die Gesellschaft, die im fünften Teil erläutert wird.
Der nächste Abschnitt dieser Studie beschäftigt sich mit der Frage, wie die Spitzensportförderung der Bundeswehr Einfluss auf verschiedene Sportevents nimmt. Dabei wird deutlich, wie die Olympischen Spiele zunehmend zu Militärfestspielen mutieren und wie sich die Paralympics in der engen Symbiose zwischen Militär und Sport behaupten müssen. Zusätzlich wird das Event „Invictus Games“ mit dem Hintergrund der Verharmlosung von Militär und Krieg betrachtet. Abseits der Spitzensportförderung – deshalb im Infokasten – werden in gleicher Weise die Sportevents der Bundeswehr für Minderjährige betrachtet und welchem Ausmaß dort für neue RekrutInnen geworben wird.
Der letzte Abschnitt dieser Studie handelt von den Interessen und Auswirkungen, die mit der Spitzensportförderung der Bundeswehr einhergehen. Abschließend werden in einem Fazit die wichtigsten Argumente zusammengefasst und ein Ausblick auf die militärische Spitzensportförderung anderer Länder gegeben – auch als warnende Beispiele.

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