IMI-Mitteilung

Drohnen. Forschung. Überwachung. Krieg.

Tageskonferenz zur Drohnenforschung am 21. März 2015 in Hannover

von: IMI | Veröffentlicht am: 12. März 2015

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

Flyer und Programm: https://www.imi-online.de/download/Flyer_Drohnenforschung.pdf

2013 erhielt die Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover bundesweit die meisten Mittel für wehrtechnische Forschung und Technologie aus dem Haushalt des Bundesverteidigungsministeriums (http://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_17_2500/1001-1500/17-1409.pdf). Seit dem Jahr 2000 erhielt sie Drittmittel in Höhe von fast elf Mio. Euro für 35 sicherheitstechnische und militärische Forschungsprojekte, von denen 26 als „vertraulich“ eingestuft wurden. Bei vielen dieser Projekte geht es um Fernerkundung, künstliche Intelligenz und Bilderkennung – Technologien, die sowohl in der zivilen Videoüberwachung, wie in militärischen Drohnen zur Anwendung kommen (http://taz.de/Ruestungsforschung-an-der-Uni/!153176/).

Hannover ist dabei kein Einzelfall. 2013 erhielten insgesamt 26 Hochschulen bundesweit Drittmittel aus dem Verteidigungsministerium, fast an jeder deutschen Universität forschen etwa Informatiker_innen an Fragen der Bilderkennung, Mathematiker_innen und Nachrichtentechniker_innen an der verschlüsselten Übertragung von Daten, biologische und psychologische Institute sind an Projekten zur Steuerung, Überwachung und Selbstorganisation von Drohnenschwärmen beteiligt. Die Ausrichtung auf oder Integration von Sicherheitsaspekten in Forschungsprojekte beschleunigt die rasante Entwicklung von Überwachungstechnologien, welche die individuellen Rechte der Bevölkerung berühren und die Digitalisierung der Kriegführung vorantreiben. Insbesondere die „Drohnenforschung“ provoziert jedoch auch Auseinandersetzungen über die Ziele, Grenzen und Unabhängigkeit von Wissenschaften und öffentlichen Universitäten. „Drohnen bald tabu“ titelte beispielsweise die tageszeitung (http://www.taz.de/!154580/) kürzlich über das Vorhaben des Bremer Senats, im Landeshochschulgesetz eine Zivilklausel zu verankern.

Die Tageskonferenz soll zunächst einer Einführung und Bestandsaufnahme über Drohnen- und Drohnenforschung dienen und Anknüpfungspunkte zur inner- wie außeruniversitären Auseinandersetzung mit deren zunehmenden Verwendung aufzeigen.
Veranstaltet wird die Tageskonferenz von der Informationsstelle Militarisierung e.V. (Herausgeberin des Drohnenforschungsatlas) gemeinsam mit dem AStA der Leibniz Universität Hannover.

Programm:

14:00-14:30 Begrüßung und Überblick über das Programm

14:30-16:00 Vortrag und Diskussion: „Zivile“ Drohnen? (Matthias Monroy)
Unbemannte Flugzeuge werden nicht nur bewaffnet und unbewaffnet in Kriegen und Konflikten eingesetzt, sondern weltweit auch zunehmend zur Überwachung von Grenzen und urbanen Zentren, zur Aufstandsbekämpfung und Strafverfolgung. Polizeien, Grenzpolizeien und Gendarmerien liebäugeln mit größeren Drohnen des Militärs, ein riesiger staatlicher Gebrauchtmarkt tut sich auf. Die Meere werden zu Teststrecken von Forschungsprojekten, zunächst geraten MigrantInnen ins Visier. Die weite Verbreitung privat genutzter fliegender Kameras führt gleichzeitig zu polizeilichen Abwehrmaßnahmen, während Regelungen zum privaten Betrieb unbemannter Luftfahrtzeuge weiter verschärft werden.

16:30-18:00 Vortrag und Diskussion: „Drohnen, Überwachung und Künstliche Neuronale Netze“ (Thomas Gruber)
Neuronale Netze sind ein Teilbereich des maschinellen Lernens und der Forschung zu künstlicher Intelligenz, der überwiegend für eine automatische, intelligente Mustererkennung eingesetzt wird. Dabei finden neuronale Netze in rein zivilen Anwendungen (wie der Spracherkennung am PC), polizeilicher Überwachungstechnologie (wie der Gesichtserkennung) und bei der offensiven Kriegsführung (wie der automatischen Zielerkennung einer Kampfdrohne) Anwendung. Ziel des Vortrags ist sowohl das Grundprinzip neuronaler Netzwerke (biologisches Vorbild und mathematische Umsetzung) zu umreißen sowie umstrittene Anwendungsbereiche anzusprechen.

18:00-19:00 Uhr: Pause mit Verpflegung und kurzen Inputs
– Vorstellung und Methode des „Drohnenforschungsatlas'“
– Bericht über Zivilklausel-Diskussion in Bremen

19:00-21:00 Uhr: Vortrag und Diskussion: Bewegungen gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen weltweit (Elsa Rassbach)
Vor einigen Jahren entstand in den USA und in Großbritannien eine mit zivilem Ungehorsam begleitete Protestbewegung gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen, am 04. Oktober 2014 fand erstmalig ein internationaler Aktionstag statt.  Dazu hat die 2013 in Hannover gebildete bundesweite Kampagne „gegen die Etablierung der Drohnentechnologie für Krieg, Überwachung und Unterdrückung“ einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die deutsche Drohnen-Kampagne hat sich v.a. zum Ziel gesetzt, die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr zu verhindern – in sie wird weltweit die Hoffnungen gesetzt, dies womöglich sogar zu erreichen.

– Im Anschluss an die Tageskonferenz wird ab 21:15 Uhr ein Arbeitstreffen zur Neuauflage des Drohnenforschungsatlas‘ im „Kuriosum“ stattfinden (Schneiderberg 14, also gleich um die Ecke vom Veranstaltungsort), das für alle Interessierten offen ist.

– Am Sonntag, den 22.3.2015, wird ab 13.30 Uhr im Bürgerbüro Stadtentwicklung (Bauhütte), Braunstraße 28, Hannover, ein – ebenfalls für alle offenes – Treffen der „Kampagne gegen die Etablierung der Drohnentechnologie für Krieg, Überwachung und Unterdrückung“ stattfinden.

Anmeldung, Anreise, Übernachtung:
*Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, es kann problemlos auch nur an einzelnen Beiträgen teilgenommen werden. Die Teilnahme ist kostenlos.
*Der Veranstaltungsort (Schneiderberg 50) ist mit den U-Bahnen 4 (Richtung Gabsen) oder 5 (Stöcken) bis Haltestelle Schneiderberg/Wilhelm-Busch-Museum gut erreichbar, barrierefreier Zugang ist möglich.
*In Einzelfällen können Übernachtungsplätze (Samstag auf Sonntag) vermittelt werden.