Die letzten Freitag veröffentlichte Studie „Truppenbild ohne Dame?“ des Zentrums der Bundeswehr für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften kommt in der Frage des „Managements von Geschlechterordnung und Diversität“ zu negativeren Ergebnissen als eine vergleichbare Studie aus dem Jahr 2008. Demnach hat die Akzeptanz von Soldatinnen in der Bundeswehr zwischen 2005 und 2011 z.T. deutlich abgenommen, was sich u.a. in der Angst unter männlichen Kameraden vor dem „Verlust an militärischer Kampfkraft“ (36%) sowie vor dem Schwinden von eigenen Karrierechancen (62%) niederschlägt.
Größere mediale Aufmerksamkeit als das Bangen der Soldaten um ihre Privilegien in einem der letzten Orte hegemonial-männlicher Dominanz erlangen die gestiegenen Zahlen an sexueller Übergriffen und alltäglichen sexististischen Belästigungen. 55% der Soldatinnen haben demnach mindestens eine der abgefragten Formen sexueller Belästigung erlebt. Gefragt wurde nach Bemerkungen/Witzen sexuellen Inhalts (47%), dem demonstrativen Anbringen pornographischer Darstellungen (25%), unerwünschten Berührungen (24%) und Handlungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung/Vergewaltigungen (3%). Die Relativierung des „Problembereichs sexuelle Belästigung“ folgt auf dem Fuße: die Daten lägen im Gegensatz zum Beispiel zur US Army sogar unter dem zivilen Bereich, um einen weiteren der identifizierten Problembereiche nicht zu gefährden – den der nachlassenden Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber. Folgerichtig sollen die gewonnenen Erkenntnisse für die neue „Attraktivitätsoffensive“ des BMVg genutzt werden. (jt)