Pressebericht - in: junge Welt, 18.02.2005
Ausgangspunkt für Kriege
Investitionen in den Ausbau von US-Militärstandorten in der Bundesrepublik
von: Thomas Klein / junge Welt / Pressebericht / Dokumentation | Veröffentlicht am: 19. Februar 2005
von Thomas Klein
Das US-Militär will in drei seiner Standorte in Deutschland rund 184 Millionen Euro investieren. Über das für Grafenwöhr in Bayern sowie Ramstein und Spangdahlem, beide Rheinland-Pfalz, beantragte Budget wird nach Angaben von US-Militärsprecher Wolfgang Hofmann voraussichtlich im März der US-Kongreß entscheiden. Normalerweise, so die Einschätzung aus US-Militärkreisen, werde zumindest ein Großteil der beantragten Mittel von den Parlamentariern in Washington bestätigt.
Nach Informationen der Militärzeitung Stars and Stripes liegt eine Wunschliste des US-Hauptquartiers EUCOM in Stuttgart vor. Danach soll das Gros des beantragten Budgets für das Ausbildungszentrum in Grafenwöhr zur Verfügung stehen, ferner sollen rund 58 und 45 Millionen Euro in den Ausbau der US-Luftwaffenstützpunkte Ramstein und Spangdahlem investiert werden. Die Mittel sind in Ramstein (Westpfalz) für den Bau von Familienunterkünften und Munitionslager, in Spangdahlem (Eifel) für ein Tower-Gebäude und eine Flugzeug-Inspektionshalle vorgesehen.
Bereits im letzten Jahr hatten Vertreter der Friedensbewegung kritisiert, daß nach Plänen der US-Armee die beiden rheinland-pfälzischen Militär-Flughäfen und der Truppenübungsplatz in Grafenwöhr bei zukünftigen Militäreinsätzen, insbesondere in der Golfregion und Zentralasien, noch an Bedeutung hinzugewinnen könnten. Nach Ansicht von Markus Pflüger, dem Sprecher der »Arbeitsgemeinschaft Frieden« in Trier, geht es bei dem Ausbau der zwei Luftwaffenstützpunkte in der Eifel und in der Westpfalz ganz eindeutig darum, »daß diese eine zentrale Funktion bei der US-Kriegsstrategie erhalten sollen«. Entsprechende Befürchtungen begleiteten auch die im letzten Jahr verbreitete Erklärung des US-Militärs, der Truppenübungsplatz Grafenwöhr werde ebenfalls erweitert, um danach besser für neue Aufgaben gerüste
t zu sein.
Schon in der Vergangenheit waren die beiden rheinland-pfälzischen Airbasen wichtige Zwischenstationen oder Ausgangspunkte für US-Militäraktionen und Kriegseinsätze. Beim Krieg gegen Jugoslawien im Jahr 1999 war Spangdahlem Basis einiger Jagdflugzeuge vom Typ F-117-A, der sogenannten Tarnkappenbomber, die von hier aus abends ihre Bombenflüge starteten und in den frühen Morgenstunden vom Balkan zurückkehrten. Die auch unter der Bezeichnung Stealth-Fighter bekannten Flugzeuge sind normalerweise auf einem Stützpunkt im US-Bundesstat New Mexico stationiert und werden vom US-Militär nur in Krisen- und Kriegszeiten außer Landes verlegt. Zu Beginn des Jahres 2003 »tauchten« in Spangdahlem erneut einige Tarnkappenbomber auf. Von Friedensinitiativen seinerzeit als Vorboten eines von der US-Regierung ins Auge gefaßten Krieg gegen den Irak gewertet. Eine Einschätzung, die sich später bestätigen sollte.
Sowohl in Ramstein als auch in Spangdahlem laufen, unabhängig von den beantragten Mitteln, bereits seit vielen Monaten umfangreichen Ausbauarbeiten. Und Grafenwöhr ist schon heute eines der wichtigsten Trainingscamps der US-Streitkräfte in Europa. Der Truppenübungsplatz hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: 1910 in Betrieb genommen, war er im Ersten Weltkrieg eines der größten Kriegsgefangenenlager in Deutschland. In den dreißiger Jahren mußten unter der Naziherrschaft die Bewohner zahlreicher Dörfer in der Region ihre Häuser räumen. Der Truppenübungsplatz wurde erstmals erheblich vergrößert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Grafenwöhr neben zahlreichen deutschen Verbänden, wie dem Afrikakorps, auch ausländische Divisionen aufgestellt. Dazu gehörten u.a. die spanische »Blaue Division« und die italienische Division »San Marco«.
Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes übernahmen 1945 die US-Amerikaner den Platz.