IMI-Standpunkt 2005/008

Kommando Spezialkräfte (KSK) in Afghanistan an vorderster Front?


von: Tobias Pflüger / Claudia Haydt | Veröffentlicht am: 30. Januar 2005

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Kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten George W. Bush sickert die Information an die Öffentlichkeit, dass die Deutsche Regierung sich in Afghanistan noch stärker militärisch engagieren will. Ca. 50 Soldaten (Spiegel-online 12.1.05) des Kommandos Spezialkräfte (KSK) aus Calw sollen angeblich die deutschen Wiederaufbau Teams im Norden Afghanistans schützen. Geht es hier um Kompensationsleistungen gegenüber der US-Regierung, um Anforderungen an eine Beteiligung deutscher Soldaten im Irak besser abblocken zu können? Soll damit die militärische „Handlungsfähigkeit“ Deutschlands demonstriert werden? Will die deutsche Regierung damit ihren außen- und militärpolitischen Führungsanspruch im Rahmen der europäischen Union einmal mehr deutlich machen?

Was ist eigentlich der genaue Auftrag des KSK in Afghanistan? Das Verteidigungsministerium gibt – wie schon bei früheren Einsätzen – keinerlei Informationen über den Charakter und den Umfang des Einsatzes an die Öffentlichkeit. Völlig ungeklärt bleibt, u.a. die Frage: Wer kontrolliert eigentlich die Aktionen der KSK? Offensichtlich ist selbst die Frage, unter welchem Mandat – ISAF oder Enduring Freedom – das KSK eingesetzt wird, ein Geheimnis. Der Einsatz, ist „im Rahmen der bestehenden Mandate möglich“ berichtet die faz am 28.1. – man beachte den Plural!

Das einzige Indiz für das Einsatzspektrum der KSK Soldaten bietet deren Ausbildung: Die Zeitung „Die Welt“ nannte die Truppe eine „Para-Kommando-Brigade für den Guerillakampf“. In Militärzeitschriften wird beschrieben wie sie kämpfen soll: Die Elitetruppe soll „mit ihren Spezialwaffen hinter den feindlichen Linien

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abspringen, gegnerische Kommunikationsnetze zerstören oder militärische Hauptquartiere im Hinterland lahmlegen“. „Das Agieren aus dem Hinterhalt sowie das Vorgehen nach Handstreichmanier“ wurde geübt, ebenso der „Umgang mit Sprengmitteln, Nah- und Häuserkampf“. Klar ist, die KSK Soldaten sind explizit für „High-Intensity-Warfare“ ausgebildet, das legt nahe, dass nun deutsche KSK-Soldaten – wie schon zu Beginn des Kriegs gegen Afghanistan an vorderster Front mitkämpfen werden.

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Ab März wollen amerikanische, britischen und afghanische Streitkräfte „gegen die Rauschgiftherstellung“ vorgehen. Dies Aktionen werden nach Information des CIA und des BND die Sicherheitspolitische Situation für die Soldaten verschärfen. Dass die Gefährdung der Zivilbevölkerung nicht berichtenswert scheint, ist symptomatisch. Das Beispiel Kolumbien zeigt, dass militärische „Lösungen“ gegen Drogenanbau kaum funktionieren, dass sie die Zivilbevölkerung gefährden und faktisch machtpolitische Hintergründe und Auswirkungen haben. Der effektivste Kampf gegen Drogenanbau besteht in der Schaffung einer ökonomischen Alternative für die afghanischen Bauern.

Die Sicherheitslage der zivilmilitärischen Wiederaufbauteams in Kunduz und Faizabad werden die KSK- Soldaten kaum verbessern können. Viele Hilfsorganisationen (care, Ärzte ohne Grenzen, Rotes Kreuz …] warnen davor, dass die zivilmilitärische Zusammenarbeit den Helfern und ihrer Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung schadet. Das Auftauchen der martialisch ausgerüsteten KSK-Soldaten wird kaum dazu beitragen, dass die Menschen in Afghanistan, zivile Helfer als neutrale Akteure wahrnehmen.

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