IMI-Analyse 2021/39 - in: AUSDRUCK (September 2021)

GIUK-Lücke: Wiederaufrüstung im Atlantik

von: 15. September 2021

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

„Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft.“ (Mark Twain)

Während des Kalten Krieges lag das westliche Augenmerk – zumindest offiziell – auf der Verteidigung und Stärkung der nationalen Grenzen. Nachdem die Sowjetunion in sich zerfiel, konzentrierten sich die USA und Europa zunächst auf die Osterweiterung von NATO und EU – um sicherzustellen, dass es die Sowjetunion so nie wieder geben würde – und widmeten sich dann Auslandseinsätzen unter den Schlagworten „Peacekeeping“ und „Demokratisierung“. Seit einigen Jahren blickt der nordatlantische Raum nun wieder vermehrt nach Osten und erklärt Russland erneut zum Gegner. Somit erscheinen auch die im Kalten Krieg als strategisch wichtig gekennzeichneten Regionen wieder auf dem Radar und werden Hauptschauplatz der Wiederaufrüstung. In diesem Artikel liegt der Fokus auf der GIUK-Lücke, einer gedachten Linie im Nordatlantik von Grönland, über Island nach Großbritannien, die angesichts zunehmender Konflikte mit Russland erneut an Bedeutung gewinnt.

GIUK-Lücke 1.0: Kalter Krieg

Während des Kalten Krieges wurden zwei Gründe für die Überwachung jener Meerespassage genannt. Zunächst einmal hatte man Angst, die Sowjetunion könnte auf diesem Wege mit ihrer Nordflotte in den Atlantik gelangen und die ballistischen nuklearen Raketen auf das US-amerikanische Festland abfeuern. Daher wurde ein umfangreiches Abhör- und Überwachungssystem aufgebaut, mit Unterwassersensoren und Stützpunkten entlang der GIUK-Lücke. Als die UdSSR dann in den 70er-Jahren in der Lage war, Langstreckenraketen, ausgestattet mit nuklearen Sprengköpfen, zu bauen, erübrigte sich dieser Grund. Die UdSSR musste die GIUK-Lücke für einen derartigen Angriff nicht weiter überqueren. Dennoch wurde die GIUK-Lücke wegen des zweiten Grundes weiter bewacht: die NATO-Strategie (flexible response) baute auf eine starke transatlantische Unterstützung. Mit einem Durchstoßen der GIUK-Lücke hätte die UdSSR den ständigen Verkehr zwischen den USA und Europa unterbinden können. Diese Taktik wurde nach einer Weile mit einer offensiven Taktik ergänzt, wobei US-amerikanische Übungen die GIUK-Lücke ihrerseits nach Norden durchstießen, um die sich im Aufbau befindende Bastions-Strategie der Sowjetunion zu stören (s.u.).[1]

Wie bereits erwähnt, wurde die GIUK-Lücke nach dem Zerfall der UdSSR uninteressant und die Stützpunkte wurden nach und nach abgebaut: 2003 unterließen die Niederlande ihre Patrouillenflüge, Großbritannien folgte ihrem Beispiel 2010. Die USA verließen ihren Luftstützpunkt in Keflavik, Island, 2006. Des Weiteren verkleinerten die europäischen Staaten, meist aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, ihre Marinen und funktionierten sie für Auslandseinsätze um.

Das Jahr 2014 war aus westlicher Perspektive von russischen Aggressionen geprägt. Im Zuge dessen wurde nicht nur die luft- und landgestützte Präsenz entlang der zentraleuropäischen Grenze zu Russland und in den baltischen Staaten verstärkt, sondern auch die GIUK-Lücke erfreute sich in den kommenden Jahren wieder vermehrter Aufmerksamkeit. Folglich wurde fortan auch wieder kräftig in die Marine investiert.

GIUK-Lücke 2.0: Eine Frage der Defensive oder der Offensive?

In den vielzähligen aufrüstungsfreudigen Texten der letzten Jahre kommen die Autoren stets zu dem Schluss, dass die russische Unterseeflotte (besonders die U-Boote der Nordflotte, stationiert auf der Kola-Halbinsel nahe Murmansk) der westlichen weit überlegen sei und es wird mit Nachdruck gefordert, dass es eine erneute Aufrüstung der europäischen (und US-amerikanischen) Marine benötige, um den Feind im Osten zu halten.[2] Obwohl bereits 1970 festgestellt wurde, dass die Sowjetunion nicht bis in den Atlantik vordringen muss, um nukleare Raketen abzufeuern, wird dennoch in einigen aktuellen Texten suggeriert, dass dies ein wichtiger Grund sei, Russland nicht die GIUK-Lücke passieren zu lassen.[3]

Auch die Unterbrechung der Transportwege zwischen den USA und Europa wird des Öfteren genannt. Doch zu den im Kalten Krieg vorgebrachten Gründen gesellen sich auch zwei neue Argumente für eine Wiederaufrüstung.[4] Zum einen fürchten die ‚Sicherheits- und Militärexperten‘, dass Russland die unzähligen Unterseekabel im Atlantik abhorchen oder (im Kriegsfall) kappen könnte. Laut einem Bericht des Center for a New American Century von 2017 sind die Unterseekabel, welche 99 Prozent des transozeanischen Datenverkehrs übermitteln, äußerst sensibel.[5] Einen Beweis dafür lieferte Dänemark im Frühjahr 2021, als das skandinavische Land dem US-amerikanischen Geheimdienst (NSA) half, die Kabel anzuzapfen, um seine Nachbarländer auszuspionieren.[6] Über das Abhorchen der Unterseekabel könnte Russland einfach an wichtige Informationen gelangen, eigene Propaganda einspeisen und die Politik der westlichen Länder in die gewünschte Richtung leiten, so die Argumentation.[7] Der Vorteil dieser Methode sei, dass sie es ermögliche, „alles zu kopieren, was über diese Kabel läuft“.[8]

Das letzte (und vermeintlich stärkste) Argument gilt weitreichenden ökonomischen Interessen, die mit dem Schmelzen der Arktis zusammenhängen. Mit dem permanenten Verlust des Eises tun sich neue Handelswege (die Nordroute) für China und Russland auf. Eine Überwachung der GIUK-Lücke bedeutet dementsprechend eine partielle Kontrolle dieses Transportweges. Des Weiteren werden unter dem Eis einige ökonomische Schätze vermutet, deren Zugang, Bergung und Abtransport durch die GIUK-Lücke erfolgen kann.

Panikmache: Russland der Aggressor

Es soll nicht bestritten werden, dass auch Russland intensiv daran arbeitet sein Militär stetig auszubauen und zu modernisieren. In Russland wurde die sogenannte Bastions-Strategie des sowjetischen Marine-Admirals Gorshkov wieder aufgenommen, schreibt Rolf Tamnes, ein norwegischer Historiker und Professor am Institut für Verteidigungsstudien (IFS).[9] Diese Art der Verteidigung bestehe aus drei Ebenen: die Kontrolle der Gewässer durch Sensoren, Angriffs- und Mehrzweck-U-Boote, die Kontrolle der Lufträume, kombiniert mit dem Einsatz von Landstreitkräften, landbasierten Waffensystemen und einer großen Bandbreite an Waffen. Die Strategie benutze Russland nun für eine umfassende Kontrolle der nördlichen Meere und eine Überquerung der GIUK-Linie, sowie auch für die militärische Ausweitung auf den Nordatlantik, um Handelswege und militärische Bewegungsfreiheit in jenen Gebieten einzuschränken. Bei letzterem beschränke sich Russland nicht nur auf den Nordatlantik, sondern spanne mittlerweile einen „eisernen Bogen“ entlang der Küsten West- und Nordeuropas.[10]

Dennoch sollte eine Analyse Russlands nicht ohne Kontext passieren: Ein Rückblick auf die Phasen nach Beendigung des Kalten Krieges sollte nicht, wie in den aktuellen Papieren, die sich für einen Ausbau der Präsenz entlang der GIUK-Lücke aussprechen, mit dem Jahr 2014 beginnen.

Zum Beispiel heißt es einem solchen Papier von Stöhs und Pawlak: „Spätestens seit 2014 ist deutlich, dass Russland die strategische Konfrontation mit dem Westen (NATO, EU) sucht und dabei primär auf militärische Instrumente und Versuche der gesellschaftlichen und politischen Destabilisierung setzt.“[11] Dies ist ein beliebter Einstieg in die Thematik: man müsse Russland die Stirn bieten, unter dem Motto ‚Vorsicht ist besser als Nachsicht‘.

Bedauerlicherweise beschränkt sich die Aufrüstung und militärische Kontrolle der GIUK-Lücke nicht auf die theoretische Ebene: seit einigen Jahren scheint es nun bereits ein leises Wiederaufleben der alten Militärstützpunkte zu geben. Die Wiederaufrüstung lässt sich anhand einiger Akteure entlang der GIUK-Lücke aufzeigen.

Historischer Verlauf und aktuelle Lage

Grönland: Für Grönlands Verteidigung ist nach wie vor Dänemark zuständig. Dennoch gibt es dort mit der Thule Air Base (Pituffik) seit 1951 auch einen Militärflugplatz der USA, der damals ohne Kenntnis Dänemarks aufgebaut wurde. Von hier aus starteten diverse Operationen, die für die US-amerikanische Überwachung von Luft- und Weltraum von entscheidender Bedeutung waren. Während des Kalten Krieges wurde die Militärbasis zudem in das Frühwarnsystem für ballistische Raketen (BMEWS) der USA eingespannt und diente zusätzlich als Ausgangspunkt für das Strategische Luftkommando.[12]  Diese Anlage war in Bezug auf die GIUK-Lücke besonders wichtig für die USA, „[d]enn erst von der Thule Air Base in Nordwestgrönland [hatten] sie den Blick auf potenzielle Objekte, die aus Russland kommen.“[13] 

Augenscheinlich bleibt Thule auch lange nach dem Kalten Krieg ein wichtiger Stützpunkt der US-Amerikaner. Im Jahr 2020 wurden vier Dokumente unterzeichnet, welche unter anderem einen Plan zum weiteren Betrieb der Thule Basis sowie zur weiteren bilateralen Zusammenarbeit der USA und Grönlands umfassen.[14] In dem Vertrag zur verbesserten bilateralen Zusammenarbeit verpflichten sich die Parteien:

„Wir bemühen uns unsere Zusammenarbeit auf allen Ebenen, inklusive der politischen und ökonomischen [Ebene], und für Frieden und Sicherheit, zu stärken und zu vertiefen. Daher erkennen wir die Relevanz einer vollwertigen strategischen Partnerschaft an.“[15]

Doch die USA sind nicht die einzigen, die großzügig in die militärische Infrastruktur Grönlands investieren. Zusätzlich zu dem jährlichen Haushaltsgeld von umgerechnet etwa 500 Millionen Euro Unterstützung investierte Dänemark 2021 ca. 200 Millionen Euro in „Überwachungsdrohnen, Radare, Satellitenüberwachung und Analyse.“[16] Zudem können sich die Grönländer durch Dänemark nun auch militärisch ausbilden lassen.[17]

Island: Island hat nach wie vor kein eigenes Militär, gab mit dem Beitritt zur NATO 1949 als Mitgründerstaat jedoch seine Politik der permanenten Neutralität auf.[18] Aufgrund Islands strategisch wichtiger Lage wurde das Land als „unsinkbarer Flugzeugträger“ seither tatkräftig in seiner Verteidigung unterstützt.[19] Offiziell unterschrieb das Land erst 1951 ein Verteidigungsübereinkommen mit den USA, welches es den Amerikanern ermöglichte, permanent Militärpersonal und -einrichtungen auf dem Inselstaat zu stationieren.[20] Mit dem Aufbau eines Stützpunktes nahe Keflavík begannen die USA bereits 1942 und im März 1943 nahmen sie ihn in Betrieb.[21]

Als sich die NATO Interventionen außerhalb des Bündnisgebietes zuwandte, wurde dieser Militärstützpunkt unbedeutend und somit seinem Schicksal überlassen und 2006 stillgelegt. Doch mit der erneuten Sorge um die GIUK-Lücke herrscht auf dem Stützpunkt Keflavík seit einigen Jahren wieder reger Betrieb. 2016 sagten die USA dem Inselstaat großzügige finanzielle Unterstützung zu: „Das Versprechen der USA, die Modernisierung des isländischen militärischen Luftstützpunktes zu bezahlen, ist kein diplomatischer Knochen, der einem kleinen Alliierten zugeworfen wird.“, schreibt Nordenmann, Direktor der Transatlantischen Sicherheitsinitiative des Atlantic Councils in Washington, D.C.[22] Die Aufbesserungen sollten es dem US-amerikanischen Seefernaufklärer P-8 Poseidon ermöglichen, die Region im Blick zu behalten, die unter den Spannungen zunehmend an Bedeutung gewinne. Dabei geht es erneut im Speziellen um die russische U-Bootflotte, die ebenfalls die Bedeutung der Region erkannt zu haben scheine.[23]

Großbritannien: Während des Kalten Krieges hatten die USA Zugang zu insgesamt 9 Militärstützpunkten der RAF (Royal Air Force) in England. Doch nach dessen Ende gab nicht nur die USA, sondern auch die RAF selbst die meisten Stützpunkte zur Überwachung der GIUK-Lücke auf bzw. verminderte Personal und Budget. 2010 gab Großbritannien seine Nimrod-Flugzeugflotte auf, konnte aber 2012 über das Programm Seedcorn die Ausrüstung von Alliierten nutzen, um sich weiter in der Anti-U-Boot-Kriegsführung zu üben.[24] 2016 bestellte die RAF vier neue Flugzeuge. Die Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Militär blieb im nordatlantischen Raum eng. In einem Ausblick auf den neuen Verteidigungsplan von 2021 heißt es, die Marine des Vereinigten Königreichs müsse gehörig aufrüsten, um sich gegen China und Russland durchsetzen und seine Interessen weltweit (z.B. im Golf, Mittelmeer und Südostasien) beschützen zu können. Damit liegt das Augenmerk auf globaler Reichweite und Vorherrschaft.[25]

Norwegen: Bereits seit 1981 nutzten die USA klimatisierte Höhlen in Norwegen als Lagerstellen für ihr militärisches Equipment. Als die USA mit Beendigung des Kalten Krieges keinen Nutzen mehr darin sahen, die Höhlen aufrecht zu erhalten, kam Norwegen selbst dieser Aufgabe nach, sodass die Höhlensysteme noch heute als moderne und robuste Einrichtung in Betrieb sind. 2016 beherbergten sie 100 Angestellte (Norweger und US-Amerikaner) und Equipment mit dem 15 000 Marinesoldaten ausgestattet werden könnten.[26] Norwegen konzentriert sich bei seiner Verteidigung seit 2014 auf die Arktis, bewacht dabei aber auch „jene Passage zwischen der Arktis und dem Nordatlantik, wo sich die transatlantischen Tiefsee-Datenkabel befinden“ – alias die GIUK-Lücke.[27]

Dänemark: Dänemark setzte bei maritimer Verteidigung auf seine stärkeren Nachbarstaaten, da es die eigene, auf Küstenverteidigung spezialisierte U-Boot-Flotte in den 1990ern komplett stilllegte und sich fortan der Hochsee widmete. Allerdings folgten sämtliche Nachbarstaaten dem allgemeinen Trend der Verkleinerung, sodass diese Rechnung nicht aufging. Mit der steigenden Bedeutung der arktischen Gewässer hat sich das Königreich allerdings, wie unschwer auf der untenstehenden Karte erkennbar, mit den anderen Ländern der GIUK-Linie vernetzt und ein beachtliches Überwachungssystem aufgebaut, welches auf landgestützten Radaren sowie Drohnen und Satellitenüberwachung basiert. Auch das bereits angesprochene Angebot, Grönländer an der Waffe auszubilden, gehört in das dänische Verteidigungsschema.

[28] Auch die Niederlande konzentrierten sich fortan auf Einsätze in anderen Gebieten. 2021 handelt es sich bei den Marine-Einsätzen noch immer hauptsächlich um Missionen in der Karibik, wo noch immer einige Länder zu dem niederländischen Königreich gezählt werden (Aruba, Curaçao und Sint Maarten).[29] Allerdings lässt sich feststellen, dass auch dieses Land dem gegenwärtigen Trend der maritimen Aufrüstung folgt. In dem Weißpapier zur Verteidigung wurden 2018 6.374 Millionen Euro allein für die Marine vorgesehen.[30]

Deutschland: Obwohl Deutschland weniger ökonomische Schwierigkeiten hatte als seine Nachbarn, wurde auch die Bundeswehr erheblich verkleinert, was dazu führte, dass die Marine an Bedeutung verlor und es 2019 lediglich über Kapazitäten verfügte, drei U-Boote gleichzeitig in einen potenziellen Einsatz zu schicken.[31] Allerdings ist auch in Deutschland die Aufrüstung auf dem Vormarsch:

„[I]n den letzten Jahren hat sich die Bedrohungslage geändert, auch in Europa. Das Ergebnis: Die Landes- und Bündnisverteidigung bekommt ihren ursprünglichen Stellenwert zurück. Sie wird von der Nebenaufgabe wieder zu einem Kernauftrag.“[32]

Dementsprechend wurden im Juni 2021 8 neue Seefernaufklärer vom Typ P6-Poseidon in Auftrag gegeben.[33]

Aktuell ist die Marine an zwei NATO-Einsätzen im Nordatlantik beteiligt. Bei der Standing NATO Maritime Group 1 handelt es sich um eine Einheit bestehend aus mehreren Zerstörern, mehreren Fregatten und „einem Versorgungsschiff der Flotten nahezu aller NATO-Mitgliedsstaaten“, welche die Seewege im Nordatlantik, in der Nordsee und der Ostsee patrouillieren.[34] Die Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 ist deutlich kleiner, im gleichen Raum aktiv und hat die Hauptaufgabe, Seeminen zu suchen und zu bekämpfen.[35]

Fazit

Die GIUK-Lücke scheint zum wiederholten Mal zu einem Übungsplatz für neue Technologien zu werden.[36] Weiter wird deutlich, dass es bei der Sicherung der GIUK-Lücke viel mehr um die Kontrolle neuer Handelswege und Rohstoffe in der Arktis sowie um die Eindämmung russischer Handlungsspielräume geht als um eine akute Sicherheitslücke. Denn obwohl ein Schutz der Unterseekabel seine Berechtigung finden kann, muss im Hinterkopf behalten werden, dass Aufrüstung keineswegs mit Sicherheit gleichgesetzt werden darf ­– obwohl dies im Militärjargon häufig passiert. Boulègue und Depledge gehen davon aus, dass die Aufrüstung der NATO entlang der GIUK-Linie dazu führen könnte, dass Russland sich bedroht fühlt:

Eine Konsequenz [der verstärkten militärischen Präsenz der NATO entlang der GIUK-Linie] ist das wiederaufkommende arktische Sicherheitsdilemma […]. Die militärische Aktivität der USA und ihrer Verbündeten nährt Russlands Gefühl der Umzingelung und ‚rechtfertigt‘ damit die Ausweitung der eigenen Militarisierung des Kremls, welche wiederum die westlichen außenpolitischen Entscheidungen prägt: härtere Fronten, wachsende Militärs, Ausweitung der militärischen Präsenz.[37]

Statt aufzurüsten, sollte der Dialog gesucht werden hin zu einer besseren Beziehung zwischen West und Ost, denn eine Eskalation hat meistens mindestens zwei Beteiligte. Dass die Lehre des Kalten Krieges – es kann kein einseitiges Aufrüsten geben – noch immer nicht gezogen wurde und es scheinbar keinen Ausweg aus dem realpolitischen Denken zu geben scheint, ist möglicherweise das beunruhigendste an der gesamten Situation.

Anmerkungen


[1] Benjamin Rhode (2019). The GIUK Gap’s strategic significance. The International Institute for Strategic Studies, 25/19

[2] Julianne Smith und Jerry Hendrix (2017). Forgotten Waters – Minding the GIUK Gap: A Tabletop Exercise. CNAS.

[3] Die GIUK-Lücke, Strategische Bedeutung damals und heute, ÖMZ, 07/2020

[4] Carlo Masala (2020). Maritimes Strategisches Denken: Das Beispiel GIUK. Metis Studie Nr.17

[5] David R. Alexander, Defensenews.com, 12.06.2020

[6] Dänemark half US-Geheimdienst bei Bespitzelung, dw.com, 30.05.2021

[7] Magnus Nordenmann, Russian Subs Are Reheating a Cold War Chokepoint, Defense One, 04.04.2016

[8] Olga Khayan, The Creepy, Long-Standing Practice of Undersea Cable Tapping, The Atlantic. 16.07.2013.

[9] Rolf Tamnes (2019). The High North: A Call For a Competitive Strategy, in: John Andreas Olsen (Hg.), Security in Northern Europe: Deterrence, Defence and Dialogue, Routledge

[10] Rolf Tamnes (2019). The High North: A Call For a Competitive Strategy, in: John Andreas Olsen (Hg.), Security in Northern Europe: Deterrence, Defence and Dialogue, Routledge

[11] Jeremy Stöhs und Julian Pawlak (2019). Strategische Herausforderungen und Handlungsoptionen westlicher Politik im nördlichen Atlantik. De Gruyter

[12] Harry R. Fletcher (1993). Airforce Bases, Volume II. United States Air Force Historical Research Center.

[13] Andrea Seliger, Grönland und die Interessen der Anderen, Telepolis, 05.04.2021

[14] Naalakkersuisut, 28.10.2020

[15] Bilag 3: Erklæring. Udmeldingom forbedret samarbejde i Grønland.

[16] Seliger, 2021

[17] Seliger, 2021. Es gilt aber weiterhin keine Wehrpflicht auf Grönland.

[18] Gunnar Gunnarsson (1982). Icelandic Security Policy: Context and Trends. Icelandic Commision on Security and International Affairs. S.257-272.

[19] Seliger, 2021

[20] Gunnarsson, 1982

[21] Fletcher, 1993

[22] Nordenmann, 2016

[23] Seliger, 2021

[24] UK Armed Forces Commentary, 20.01.2013

[25] Guest contributer, ukdefencejournal.org.uk, 31.08.2020

[26] Ryan Browne, U.S. stationing tanks and artillery in classified Norwegian caves, cnn.com, 19.02.2016

[27] ÖMZ, 2020

[28] Masala, 2020

[29] Defensie.nl

[30] Niederländisches Verteidigungsministerium, Defence White Paper 2018.

[31] Stöhs, Pawlak, 2019

[32] Landes- und Bündnisverteidigung: Kernauftrag der Bundeswehr, bundeswehr.de, 2021

[33] Thorsten Bobzin, Seefernaufklärer: Plädoyer fürs Maritime Patrol Aircraft, bundeswehr.de, 07.06.2020

[34] Standing NATO Maritime Group 1, Bundeswehr.de

[35] Standing NATO Mine Countermeasures Group 1, Bundeswehr.de

[36] Rhode, 2019

[37] Mathieu Boulègue und Duncan Depledge, New military security architecture needed in the Arctic, Chatham House, 04.05.2021. Übersetzung der Autorin.