IMI-Aktuell 2024/107

Ukraine: angeführt vom „Schlächter“?

von: 12. Februar 2024

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

Der Austausch des bisherigen Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gegen den nun führenden General Olexander Syrskyj wird verschiedenen Medien zufolge mit Misstrauen in der ukrainischen Armee beäugt. Das deutsche Online-Magazin German Foreign Policy sammelte Beiträge, die nahelegen, der Neue sei „dafür berüchtigt, seine Soldaten rücksichtslos in hoher Zahl in den sicheren Tod zu schicken“, wie er es in seiner Rolle als Kommandant bei den Kämpfen um Bakhmuth getan habe. Dadurch habe seien ihm innerhalb des Militärs die fragwürdigen Titel „Schlächter“ und „General 200“, in Anlehnung an 200 in einer Operation gefallene Soldaten, verliehen worden.

Saluschnyj war im Herbst 2023 mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgefallen, als er öffentlich „die im Juni 2023 gestartete ukrainische Offensive für gescheitert und den Krieg für faktisch nicht mehr zu gewinnen erklärt hatte.“ Da er Zwischendurch mit 88% Zustimmung in der Bevölkerung sogar beliebter war als Selenskyj selbst mit 66%, mutmaßten verschiedene Zeitungen, er könne versuchen in der nächsten Wahl das Amt des Präsidenten streitig machen wollen. Die Wahl soll nun laut Selenskyj vorerst verschoben werden.

Springers internationales politisches Flaggschiff Politico zitiert einen ukrainischen Captain, der den Wechsel als „sehr schlechte Idee“ klassifiziert und einen Soldaten, der kaum ein Blatt vor den Mund nehmend so kommentierte: „We are all fucked.“

Ein ehemaliger ukrainischer Offizier in der Reserve veröffentlichte unter dem Namen Tatarigami_UA auf X:
„General Syrski’s leadership is bankrupt, his presence or orders coming from his name are demoralizing, and he undermines trust in the command in general. His relentless pursuit of tactical gains constantly depletes our valuable human resources, resulting in tactical advances such as capturing tree lines or small villages, with no operational goals in mind.“

Der personellen Entwicklung der ukrainischen Armee, die wohl nur noch über rund 35% der veranschlagten Kräfte verfügt und auf ein Durchschnittsalter von 43 Jahren komme, wird dies wohl kaum zuträglich sein. (pf)