Kein Tag vergeht derzeit ohne drastische Warnungen vor möglicherweise bald bevorstehenden russischen Angriffen auf NATO-Gebiet. „Polen bereitet sich auf Krieg mit Russland vor: ‚Rechne mit jedem Szenario‘“, titelt etwa der Merkur. Oder: „Plant Putin die nächste Eskalation? Dänischer Geheimdienst hält russische Militäraktionen auf Nato-Gebiet für ‚sehr wahrscheinlich‘“, eine Überschrift, die zum Beispiel beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zu finden ist. Immerhin kommt beim RND auch Ex-Nato-General Hans-Lothar Domröse zu Wort, der sich kritisch demgegenüber äußert: Er halte das für „aberwitzig“. Russlands Aufmerksamkeit und Kräfte seien zu sehr in der Ukraine gebündelt. „Ich habe sehr große Zweifel, ob Russland diesen Schritt wagen würde. Vor allem nicht, solange Joe Biden Präsident ist.“
Und die Kritik von Gerhard Mangott, Politikwissenschaftler und Russland-Experte der Universität Innsbruck, an den dänischen Warnungen könnte in ähnlicher Form sicher auch auf Deutschland übertragen werden: „Angst vor einem militärischen Angriff Russlands auf die Nato dient wohl auch dazu, Kriegsmüdigkeit in den europäischen Bevölkerungen aufzuhalten oder zurückzudrängen“, sagt Mangott: „Damit könnten dann dänische Militärhilfe für die Ukraine und erhöhte Ausgaben im dänischen Verteidigungshaushalt gerechtfertigt werden.“ (jw)