Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Bremer Weser Kurier unter dem Titel „‚Das Gemetzel muss beendet werden'“ ein ausführliches Interview mit dem ehemaligen EU-Kommissars und SPD-Generalsekrtärs Günther Verheugen. Teile des Interviews mit dem Politiker, der zunächst in der FDP Karriere gemacht hatte, werden von der jungen Welt in der Rubrik „Abgeschrieben“ wiedergegeben, auch die Zeitung der DKP, „unsere Zeit“ zitiert Verheugen ausführlich unter dem Titel „Stimme der Vernunft“. Tatsächlich begeht Verheugen innerhalb der bürglichen Presse gleich mehrere Tabubrüche, verweist auf die Vorgeschichte des Krieges, bezeichnet die grüne Außenpolitik als funamentalistisch und meint: „Wegen meiner Freiheit und zur Verteidigung meiner demokratischen Rechte muss kein Mensch in der Ukraine sterben“.
Bemerkenswerter Weise greift auch die bürgerliche Presse Verheugens Stellungnahmen auf und zwar überwiegend ohne Schaum vor dem Mund. Die FAZ beispielsweise überlässt die kritische Kommentierung einem SPD-„Genossen“:
„Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth kritisierte Verheugens Aussagen. ‚Was mich wieder fassungslos macht, sind 0,0 vorhandene Empathie gegenüber den angegriffenen, ermordeten, entführten, vertriebenen, vergewaltigten Menschen der Ukraine‘, schrieb er auf der Plattform X. Außerdem warf er Verheugen vor, ‚die Entspannungspolitik im Sinne Putins diabolisch umzudeuten'“.