IMI-Aktuell 2023/436

Wissenschaft und Krieg: Umkämpft

von: 7. Juli 2023

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Derzeit tobt an Universitäten und in deren Umfeld eine zunehmend heftige Debatte über Rolle und Aufgaben von Wissenschaft in Krieg und Rüstung. Aufhänger sind dabei oft Zivilklauseln, welche die Aufgaben der Universitäten auf zivile Zwecke und die Förderung des Friedenes festlegen sollen – und der Rüstung ein Dorn im Auge sind (s. IMI-Aktuell 2023/190).

In diese Agenda passen sich bspw. gleich zwei Seminare ein, welche die Konrad-Adenauer-Stiftung am 7.-9. Juli 2023 in Aachen und Dresden veranstaltet. Beim einen geht es speziell um die „MINT“-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) unter dem Titel „Wissen schafft Sicherheit – MINT im Konflikt“. Beim anderen will man sich ganz offensichtlich für kommende Auseinandersetzungen um Zivilklausel rüsten unter dem Titel: „Die Zivilklausel an deutschen Hochschulen – naiv in Zeiten militärischer Aggressionen?“ In der Ankündigung heißt es u.a.:

„Mit der russischen Invasion in der Ukraine scheint sich ein tiefgehender Wandel in der europäischen Sicherheitspolitik zu manifestieren, so dass die Zivilklausel mit zunehmender Aufrüstung in naher Zukunft Gegenstand kontroverser Debatten innerhalb der Hochschulpolitik werden könnte.“

Fast schon wie eine Antwort darauf wirkt eine Konferenz, die am 8. Juli mit anderen Vorzeichen an der Universität Mainz stattfinden wird. Unter dem Titel „Wissenschaft zwischen Krieg und Frieden“ sieht man sich hier in der Tradition des Mainzer Appells, zu dem Malte Albrecht von der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative e. V. im Interview mit der jungen Welt erläutert:

„Aufrüstung führt letztlich zu kriegerischen Konfliktlösungen. 1983 unterzeichneten 12.000 Menschen, darunter überwiegend Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierende, den Mainzer Appell »Verantwortung für den Frieden«, um vor den Gefahren einer nuklearen Aufrüstungsspirale zu warnen. Die Erkenntnis damals: Mit dem Gleichgewicht des Schreckens ist Frieden nicht zu sichern. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Russland ist genau das wieder zu befürchten. Wir stecken mitten in einem historisch beispiellosen nuklearen Aufrüstungsprozess, den sogar die institutionalisierte Friedenswissenschaft ideologisch unterstützt. Das wirft die Frage auf, wie Wissenschaft friedensfähig werden kann.“