Für viel Aufsehen sorgte das Buch die vierte Gewalt von Richard David Precht und Harald Welzer, in der sie kritisch mit den etablierten Medien ins Gericht gingen. Auf Kritik an fehlenden empirischen belegen wurde nun reagiert: Welzer legte zusammen mit Leo Keller die Ergebnisse einer umfangreichen Untersuchung zur medialen Berichterstattung des Ukraine-Krieges vor, die in der Neuen Rundschau erschien. Durch automatisierte Suchverfahren wurden 107.000 Texte der sogenannten Leitmedien, 1,1 Mio. Beiträge in Regionalzeitungen sowie 13,5 Tweets untersucht. Das Resultat überrascht nicht sonderlich: „[M]an [kann] gesichert sagen, dass der Diskurs, der in den Berichterstattungen und Kommentaren der Leitmedien zum Ukrainekrieg stattfindet, die Meinungs- und Diskurslandschaft in der Bevölkerung nicht spiegelt. […] An der seit Kriegsbeginn stattfindenden normativen Umformatierung zentraler gesellschaftlicher Ziele und zivilisatorischer Minima – von Frieden auf Rüstung, von Klimapolitik auf Verteidigungspolitik, von diplomatischen Konfliktlösungsstrategien auf militärische – hat der politische Journalismus, wie unsere Befunde zeigen, jedenfalls einen guten Anteil.“ (jw)