IMI-Aktuell 2020/163

Klimawandel auf der Sicherheitskonferenz

von: 26. Februar 2020

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Das 2018 gegründete „German Institute for Defence and Strategic Studies“ (GIDS), die Denkfabrik der Führungsakademie der Bundeswehr und der Bundeswehr-Hochschule in Hamburg war bei der kürzlichen Münchner Sicherheitskonferenz erstmalig vertreten mit einer Diskussion über den Anfang Dezember verfassten Forschungsbericht „Strategische Ausrichtung von Streitkräften im Klimawandel“. Unter Bezugnahme darauf heißt es in dem Tagungsbericht des GIDS: „Dieser diente als Ausgangspunkt für die Diskussion, bei der neben Prof. Bayer auch der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, und der ehemalige Außen- und Verteidigungsminister Norwegens und jetzige Abgeordnete, Espen Barth Eide, einen Impulsvortrag hielten. […] Auch auf den ökologischen Fußabdruck von Streitkräften kam Ban Ki-moon zu sprechen. Fünf Prozent der weltweiten Kohlendioxyd-Emissionen seien von Streitkräften verursacht.“

In der IMI-Analyse: „Klimawandel und militärische Planungen“ wurde auf den Forschungsbericht des GIDS Bezug genommen. Dass die Bundeswehr tatsächlich meilenweit von einer strategischen Anpassung entfernt, zeigt ein Passus aus dem Tagungsbericht: „Generalleutnant Martin Schelleis,Inspekteur der Streitkräftebasis [brachte] ein Beispiel, wie Militär schon heute auf erneuerbare Energien zurückgreife. So verwies er darauf, dass das Bundeswehrcamp in Niamey, Niger, die Energie, die dort gebraucht werde, auch aus Solarkollektoren generiere.“

Dieses reiht sich ein in die zahlreichen Beispiele für Alibifunktionen ohne größere praktische Relevanz, wie es auch aus den Nachhaltigkeitsberichten für die Bundeswehr zu entnehmen ist (siehe dazu IMI-Studie 2019/8: Nachhaltige Bundeswehr? – Die Nachhaltigkeitsberichte des BMVg in Zeiten des Klimawandels)

Etwas merkwürdig erscheint auch folgender Passus in dem Tagungsbericht: „Während der Diskussion wurde von einigen Teilnehmern auch das Argument angebracht, dass eine Verringerung des Verbrauchs fossiler Energie, die zu einem Großteil in Form von Rohöl aus dem mittleren Osten stammt, sicherheitspolitische Folgen haben könnte. Denn ein kompletter Wechsel auf erneuerbare Energien würde eine wichtige Wohlstandsquelle Saudi Arabiens und anderer Länder der Region zum Versiegen bringen. ‚Das wird die Leute dort nicht erfreuen‘, sagte beispielswiese Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger und ehemaliger Chefökonom der Weltbank. Es sei dann notwendig, diesen Ländern zu helfen, neue Einnahmequellen zu finden.“

Fakt ist jedenfalls, dass diese Länder sich bereits mit unterschiedlichen Strategien auf eine post-fossile Zeit vorbereiten. Was hier mit „sicherheitspolitischen Folgen“ gemeint ist, dürfte sich eher darauf beziehen, dass bisher mit deren Petrodollars auch massive Waffenkäufe erfolgt sind. (KP)