Die Informationspolitik zum Absturz des Tiger-Kampfhubschraubers bleibt seltsam. Schon am Tag des Absturzes hatten sich die Bundeswehr und Verteidigungsministerium lange mit Informationen zurückgehalten, obwohl die UN die Informationen bereits veröffentlicht hatte (siehe IMI-Standpunkt 2017/023). Die ersten Informationen zum Hergang des Absturzes veröffentlichte dann Spiegel Online auf Grundlage der Aussage der Besatzung des zweiten Kampfhubschraubers der Rotte – schwer vorstellbar, dass diese Auskunft über das plötzliche und rapide absinken vor dem Absturz am Ministerium vorbei in der Presse landete.
Zwei Wochen später wurden die Obleute aus dem Verteidigungsausschuss über den (angeblichen) aktuellen Stand der Untersuchungen zur Ursache informiert. Das Schreiben wurde auf Augengeradeaus.net ausführlich zitiert. Darin heißt es: „Nach bisherigen Erkenntnissen lösten sich, nachdem das Luftfahrzeug in den starken Sinkflug übergegangen war, vor dem Aufschlag Teile vom Luftfahrzeug, darunter die Hauptrotorblätter.“ Neben dieser Information enthält das Schreiben lediglich die Aufforderung, von Spekulationen über die Ursache abstand zu nehmen. Darüber, dass sich Rotorblätter gelöst hatten, berichtete welt.de allerdings bereits am Tag nach dem Absturz, am 27.7.2017.
Aus der Bundespressekonferenz, deren entsprechende Teile ebenfalls bei augengeradeaus dokumentiert sind, geht darüber hinaus hervor, dass einer der beiden gefundenen Flugschreiber ausgelesen werden könne und dies bereits geschehe, dass Ergebnisse jedoch erst „in einigen Wochen oder Monaten“ zu erwarten seien. Auch zu Ort und Zusammensetzung des Untersuchungsteams wollte der Sprecher des BMVg keine konkreten Angaben machen.
Kleine Bemerkung am Rande: auch auf der Bundespressekonferenz zeigte sich wiedereinmal die Renitenz vieler Journalisten in Deutschland, die Bundeswehr mit Offensivwaffen in Verbindung zu bringen:
„FRAGE: Herr Flosdorff, ist bekannt, ob es schon einmal so ein Vorkommnis gab, dass bei einem Transporthelikopter die Rotorenblätter abgeflogen sind?
FLOSDORFF: Es handelt sich hier nicht um einen Transporthubschrauber, sondern um einen Kampfhubschrauber des Typs ‚Tiger'“