Das „Euro-Hawk“-Desaster soll als Katalysator für EU-Drohnenprogramme genutzt werden. Nach den Rüstungskonzernen EADS, Dassault Aviation und Finmeccanica machen sich aktuell Jean-Pierre Maulny vom Institut de Relations Internationales et Stratégiques (IRIS), Paris, und Christian Mölling von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) stark für die Entwicklung europäischer Kampf- und Spionage-Drohnen.
Für Maulny und Mölling sind Drohnen „eine Schlüsseltechnologie mit doppeltem Verwendungszweck, die ein neues Entwicklungspotential für die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie sowohl auf ziviler als auch auf militärischer Ebene bietet.“ Wer diese Technologie beherrscht, „dem eröffnet sich nicht nur der europäische, sondern auch der weltweite Markt, auf dem die Nachfrage stetig steigt.“ Sie wollen die EU-Rüstungskonzerne in einem Markt platzieren, den sich bisher US-amerikanische und israelische Hersteller teilen. Deshalb plädieren sie zum Einen dafür, statt hoch fliegender HALE-Aufklärungsdrohnen (wie z.B. dem „Global“ oder „Euro Hawk“) derzeit lieber auf bemannte Flugzeuge zu setzen. Das passt gut. So prüft de Maizières Beschaffungstruppe bereits den Airbus A319 (natürlich von EADS) als Träger der Spionagetechnologie „Isis“ (von EADS).
Damit die EU-Staaten bis 2025 im Bereich der in mittlerer Höhe fliegenden MALE-Drohnen (hier bewegen sich Kampfdrohnen wie die „Predator“) autonom sind, fordert das deutsch-französische Autoren-Team zum Zweiten ein gemeinsames Entwicklungsprogramm der großen EU-Militärmächte Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. „Um unterschiedliche Sensibilitäten zu berücksichtigen, sollte die Bewaffnung technisch vorgesehen werden, aber in der politischen Entscheidung jedes einzelnen Landes liegen.“ Der Startschuss dafür solle bereits beim EU-Militärgipfel im Dezember abgefeuert werden. (an)