Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Mitteilung und Audios

IMI Kongress 2025: Bericht inklusive Audios zum Nachhören!

Kurzer Nachbericht zum IMI Kongress 2025 am 15./16.11.

(02.12.2025)

Am 15. und 16. November 2025 fand der mittlerweile 28. alljährliche Kongress der Informationsstelle Militarisierung (IMI) statt. Der Kongress verzeichnete einen Besucher*innenrekord: Durchgängig waren rund 150 Menschen vor Ort, insgesamt dürften sich deutlich über 200 Interessierte zur aktuellen Lage ausgetauscht haben. Der Kongress fand erstmals in den Räumen der Aula Uhlandstrasse statt, die ausreichend Platz boten, um sich auch bei Infotischen und weiteren Gesprächen in Ruhe vernetzen zu können.

Der Kongress begann wie inzwischen bereits traditionell mit einem gemütlichen Auftakt im Wohnprojekt Schellingstrasse mit KüFa, Bundeswehrquiz und Clownseinlage. Am Samstag und Sonntag standen bei den einzelnen Panels nicht nur inhaltliche Inputs zu verschiedensten Aspekten der sich herauskristallisierenden „Militärrepublik Deutschland“ im Vordergrund, sondern jeweils auch Widerstandsperspektiven. Dabei war es auch das Ziel, den doch vielfältig stattfindenden Protesten gegen die Militarisierung Raum zu geben, um damit auch noch mehr Menschen zu ermuntern, aktiv zu werden.

Das Auftaktpanel unter dem Titel „Kriegsbudget: Rüstung & Sozialabbau“ beschäftigte sich zunächst vor allem mit den finanziellen Aspekten der Zeitenwende. Tobias Pflüger stellte auch mit vielen Grafiken anschaulich dar, wie der Verteidigungshaushalt bereits in den vergangenen Jahren gewachsen ist und künftig nahezu alle anderen Haushalte in den Schatten stellen soll. Claudia Haydt kontrastierte dies mit der wachsenden Verschuldung der Kommunen und dem zunehmenden Druck auf die sozialen Infrastrukturen, die sie stellen und die wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt seien. Abschließend stellte Wendela de Vries dar, wie einerseits die Regierungen in der EU miteinander kooperierten, dass es jedoch eine wachsende Vernetzung auch im Widerstand gegen die Aufrüstung gebe.

Links zum Audiomitschnitt:

Panel I.I: Tobias Pflüger – Deutsche Militärausgaben: Kanonen statt Butter

Panel I.II: Claudia Haydt – Die Aufrüstung und die Kommunen

Panel I.III: Wendela De Vries – Stop ReArm Europe: Widerstand auf europäischer Ebene

Auf dem zweiten Panel des Kongresses, „Kriegswirtschaft: Neues Industriemodell?“ ging IMI-Vorstand Andreas Seifert zunächst der Frage nach, mit welchen Strategien und konkreten Gesetzen derzeit kriegswirtschaftliche Elemente eingeführt werden, um die Rüstungsproduktion hochzufahren. Antje Blöcker, die u.a. bei der IG Metall und der Rosa-Luxemburg Stiftung aktiv ist, beschäftigte sich damit, worin die Ursachen liegen, dass die Belegschaften häufig den Umbau in Richtung Rüstungsproduktion akzeptieren. Tobi Rosswog, der u.a. die Internetseite „Orte der Aufrüstung – Militarisierung stoppen“ mitbetreibt, ging auf den Widerstand gegen Rüstungskonversionen allgemein und speziell anhand des Beispiels „Zukunftswerksatt Osnabrück“ ein.

Links zum Audiomitschnitt:

Panel II.I: Andreas Seifert – Rüstungsproduktion: Von der Manufaktur zur Massenproduktion

Panel II.II: Antje Blöcker – Rückwärtskonversion: Umbau in den automobilen Wertschöpfungsketten

Panel II.III: Tobi Rosswog – „Orte der Aufrüstung“ und Beispiele für Widerstand

Anschließend stand „Kriegsgesellschaft: Operationsplan Deutschland“ im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um einen geheimen Plan, mit dem zivile und militärische Stellen verzahnt auf einen Krieg mit Russland vorbereitet werden. Dessen militärische Seiten stellte soweit bekannt IMI-Beirat Martin Kirsch dar. Der Bundestagsmitarbeiter Daniel Lücking beschrieb anschließend mittels des öffentlich einsehbaren „Grünbuchs ZMZ 4.0“, das Rückschlüsse auf den Operationsplan erlaube, dass hiermit eine Militarisierung des Katastrophenschutzes einhergehe. Abschließend wurde anhand dreier Kurzinputs, zur Wirtschaft, den Blaulichtorganisationen und den Krankenhäusern dargestellt, wie der Operationsplan ganz konkret eine Militarisierung bewirkt.

Links zum Audiomitschnitt:

Panel III.I: Martin Kirsch – Was Militärs und Behörden für die Heimatfront planen

Panel III.II: Daniel Lücking – Bevölkerung und Kommunen: Vorbereitungen auf den Kriegsfall

Panel III.III: Volker Mörbe – Kurzinput: Militarisierung der Krankenhäuser

Panel III.IV: Reza Schwarz – Kurzinput: Militarisierung der Blaulichtorganisationen

Panel III.V: Claudia Haydt – Die IHK und der Operationsplan Deutschland

Das letzte Panel „Recht und Öffentlichkeit der Militärrepublik“ fügte sich nicht nur in die verschiedenen Bereiche der Militarisierung der BRD ein, sondern nahm sich auch einen Nebenschwerpunkt vor: den Genozid in Gaza und die deutsche Mittäterschaft hierbei. Den Einstieg machte Benjamin Düsberg vom Berliner Anwaltskollektiv, der die juristischen Grundlagen und das Vorgehen ihrer Klage wegen Mittäterschaft bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Minister*innen der letzten und der aktuellen Bundesregierungen und Rüstungsindustrievertreter vorstellte.

Fairouz Qhasrawi von den Decolonial Scholars referierte danach über die Repression gegen die palästinasolidarische Bewegung und stellte am Beispiel Münchens auch das Dispositiv aus Stadt, Behörden und zivilgesellschaftlichen Akteuren vor, die diese legitimieren. Zum Abschluss der widerständige Vortrag, in dem ein Aktivist die Kampagne Shut Elbit Down, ihre Ansätze, Strategien und Aktionen vorstelle.

Links zum Audiomitschnitt:

Panel IV.I: Benjamin Düsberg – Deutschlands Beihilfe zum Völkermord?

Panel IV.II: Fairouz Qhasrawi – Repression gegen palästinasolidarische Stimmen

Panel IV.III: Kampagne „Shut Elbit Down Deutschland“ – Exportstopp von Unten

Der zweite Kongresstag beschäftigte sich vor allem mit dem Widerstand gegen die neue deutsche Militärrepublik auf verschiedensten Ebenen. Reza Schwarz lieferte einen kurzen Überblick zum neuen Wehrdienstgesetz und entlarvte hierbei die Salamitaktik der Bundesregierung. 2024 sprach diese nämlich noch von einem Wehrdienst für die „Fittesten“ und „am besten Geeigneten“, wohingegen mittlerweile eine verpflichtende Musterung aller Personen mit männlichem Geschlechtseintrag ab Jahrgang 2008 forciert wird.

Susanne Bödecker von der DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen), ergänzte anschließend mit praktischen Tipps für die Kriegsdienstverweigerung (KDV). Ebenfalls gab sie Einblicke in ihre Beratungspraxis und erzählte dabei eindrücklich auch von besorgten Eltern, die sich bei ihr melden, um ihre noch minderjährigen Kinder bei der Verweigerung des Kriegsdienstes unterstützen zu können.

Links zum Audiomitschnitt:

Panel V.I: Reza Schwarz – Das Comeback der Wehrpflicht?!

Panel V.II: Susanne Bödecker – Praxistipps für die Kriegsdienstverweigerung

Ein weiteres Highlight dieses Kongresstages war die Keynote des Politik-Influencers Simon David Dressler. In seinem Vortrag beschäftigte er sich vor allem mit der Rolle der großen (öffentlich-rechtlichen) Medienhäuser innerhalb der Aufrüstungsdebatte und wie die Bundeswehr sowie ihre (ehemaligen) Angehörigen große Reichweiten aufbauen, um auf Social-Media-Plattformen bei jungen Menschen für den Soldat*innenberuf zu werben.

Link zum Audiomitschnitt:

Keynote von Simon David Dressler – Die Sache mit den Medien: Teil der Militarisierung oder ihr Opfer?

Zum traditionellen widerständigen Abschlusspodium waren dieses Jahr einerseits die gewerkschaftliche Kampagne Sagt Nein! sowie Tramfahrer aus München eingeladen, die sich weigern Bahnen mit Bundeswehrwerbung zu fahren, und andererseits auch Vertreterinnen des Bündnisses Rheinmetall Entwaffnen und des Medienprojekts JugendInfo. Diskutiert wurde über unterschiedliche Strategien, die Militarisierung aufzuhalten, der Kontakt zur politischen Mitte und die Politisierung der Jugend, sowie die derzeitigen Chancen und Herausforderungen des Aktivismus für den Frieden.

Link zum Audiomitschnitt:

Abschlusspodium: Widerstand und Verweigerung gegen die Militärrepublik Deutschland

Neben all den informativen Panelbeiträgen, für die wir uns bei allen Referent*innen sehr bedanken wollen, konnten sich hoffentlich viele Menschen von der Vielzahl der vorgestellten widerständigen Initiativen inspirieren lassen, um der überall um sich greifenden Militarisierung mit weniger Ohnmachtsgefühl zu begegnen.

Ein besonderer Dank gilt auch allen Ehrenamtlichen, die die Durchführung unseres Kongresses möglich gemacht haben. Besonders erwähnenswert hierbei sind die Aktiven des Freien Radios Wüsten Welle – nicht nur für Liveübertragung und Aufzeichnung, sondern auch für die Saaltechnik.
Wir danken auch allen Teilnehmer*innen und besonders den weit angereisten für ihr Kommen und hoffen, im nächsten Jahr wieder viele von euch begrüßen zu dürfen!

Playlist der Live-Übertragung des Freien Radios Wüste Welle

Samstag, 15.11.2025

  1. Muse – Soldiers Poem
  2. Sexy Sushi – 1000 morceaux (Et bon vent) [Fräulein Warrior Version]
  3. Keny Arkana – La Rage
  4. A Perfect Circle – Passive
  5. Black Sabbath – War Pigs
  6. Bob Marley & The Wailers – War
  7. Edwin Starr – War
  8. KAFVKA – Alle hassen Nazis
  9. Tricky & Martina Topley-Bird – Black Steel
  10. Krezus – Skins
  11. Bukahara – No!
  12. Sokee – Q1
  13. ok.danke.tschüss – Soldat
  14. Pink Floyd – Another Brick In The Wall
  15. Tocotronic – Nie Wieder Krieg
  16. Muse – Take A Bow
  17. The Baboon Show – Radio Rebelde
  18. Barry McGuire – Eve Of Destruction
  19. Kate Bush – Army Dreamers
  20. Maysa Daw – Enough
  21. Ton Steine Scherben – Die letzte Schlacht gewinnen wir
  22. Canzoniere delle Lame – La Lega
  23. DAM – I Don’t Have Freedom (feat. Ala‘ Azam & Anat Ig’bariye)
  24. Inti-Illimani – El pueblo unido
  25. Marmar & Omayma El Khalil – 3asfor 6al Men Elshibak
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Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de