IMI-Aktuell 2025/514
ZMSBw: Neue Befragung
(11.09.2025)
Evangelisch.de berichtet über das „Sicherheits- und verteidigungspolitisches Meinungsbild
in der Bundesrepublik Deutschland 2025″, welches das Zentrum für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) jährlich „ermittelt“ und veröffentlicht:
„2025 hätten sich 64 Prozent für mehr Verteidigungsausgaben ausgesprochen, 2024 seien es 57 Prozent gewesen, hieß es. Die Zustimmung zur personellen Stärkung der Bundeswehr sei von 58 auf 65 Prozent gestiegen. Acht Prozent hätten sich in der diesjährigen Umfrage für weniger Verteidigungsausgaben und sieben Prozent für weniger Personal in der Bundeswehr ausgesprochen. Jeweils etwa ein Viertel habe für ein gleichbleibendes Niveau plädiert.“
In der Studie selbst, die hier vom ZMSBw verlinkt ist, wird trotz der 32%, die sich explizit gegen eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben aussprachen, behauptet: „Die Stärkung der Bundeswehr ist gesamtgesellschaftlicher Konsens“. Auch an anderer Stelle ist die Studie wissenschaftlich fragwürdig. Evangelisch.de berichtet auch:
„Ein großer Teil der Bevölkerung unter 50 Jahren sei zudem nach eigenem Bekunden bereit, im Fall eines militärischen Angriffs das Land mit der Waffe zu verteidigen. Bei den Männern seien dies 54, bei den Frauen 21 Prozent.“
In der Studie selbst wird festgestellt:
„Im Vergleich zum Vorjahr ist die persönliche Verteidigungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger gesunken (vgl. Abbildung 6.3). Aktuell geben 37 Prozent (-5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2024) der Befragten an, Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs mit der Waffe verteidigen zu wollen, während 57 Prozent (+5 Prozentpunkte) dies ablehnen.“
Beide Publikationen verpassen es, darauf hinzuweisen, dass es sich hier um eine hochgradig hypothetische Frage handelt. Nach der Bereitschaft, einen NATO-Bündnispartner mit der Waffe zu verteidigen – was ja ein realistischeres Szenario wäre – wurde offensichtlich nicht gefragt. Auffällig jedoch ist, dass z.B. die Zustimmung zu den bestehenden Bundeswehreinsätzen im Baltikum allenfalls eine knappe Mehrheit hat. Bemerkenswert auch: Nur 24% der Bevölkerung sind überzeugt, dass deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine zu einem schnelleren Ende des Krieges beitragen, jeweils 41% sind der klaren Meinung, dass sie zu einer Ausweitung des Krieges führen und Deutschland Sicherheit bedrohen würden.
Klipp und klar wird formuliert, „dass die Zeitenwende ‚in den Köpfen‘ von der wahrgenommenen Bedrohung durch Russland bestimmt wird“, bereits im Bericht des Vorjahres wurde das mehrfach festgestellt: „Getrieben wird der öffentliche Zuspruch zur Neuausrichtung der deutschen Verteidigungspolitik und zur Neuaufstellung der Bundeswehr von der wahrgenommenen Bedrohung durch Russland. […] Damit der zu beobachtende Mentalitätswandel in der Bevölkerung nachhaltig ist, muss er kommunikativ begleitet werden. Besonders wichtig erscheint es, den Bürgerinnen und Bürgern auch weiterhin die von Russland ausgehende Gefahr für unsere Sicherheit in aller Klarheit zu vermitteln und sie über die erforderlichen Verteidigungsmaßnahmen umfassend zu informieren.“
Und da stellt sich die Frage, ob die Befragung von ihrer Struktur her nicht eher Teil einer solchen strategischen Kommunikation ist, als eine wissenschaftliche Erhebung…