Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Sttandpunkt 2020/049 - in: AUSDRUCK (September 2020)

Für den kleinen Hunger

Die Logistik des schlechten Geschmacks

Christina Boger (07.09.2020)

Für die Bundeswehr werden „jährlich Lebensmittel im Wert von rund 16 Millionen Euro beschafft, 289 Truppenküchen und 29 Schiffe/Boote versorgt.“[1] Dabei würden „jährlich bei Transporten 630.000 Kilometern zurückgelegt und täglich werden 30 Tonnen Lebensmittel (Nettogewicht) mit einem Wert von ca. 56.000 Euro ausgeliefert.“[2] Neben den Lebensmitteln benötigt das Militär auch die technische Ausstattung zur Verarbeitung. Zentraler Anbieter von Feldküchen ist Kärcher Futuretech. Erst im April 2020 erhielt das Unternehmen einen Großauftrag der Bundeswehr in dreistelliger Millionenhöhe zur Herstellung von über 400[3] neuen mobilen „Feldküchen der Zukunft“[4] und damit den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte. Dabei ist die Bundeswehr keineswegs das einzige Militär, das das Unternehmen mit seinen mobilen Anlagen beliefert. Auch Streitkräfte aus Brasilien, den Niederlanden, Österreich, Saudi-Arabien und Oman sind als treue Kunden von Kärcher Futuretech gelistet.[5] Von der mobilen sowie der taktischen Feldküche (ugs. „Gulaschkanone“) profitieren zudem auch all jene, denen die Bundeswehr gut gesinnt ist. So wurden z.B. die Peschmerga-Soldaten 2014 neben Waffen auch mit der Gulaschkanone ausgestattet und daran ausgebildet.[6] Auch die Lebensmittelversorgung bietet Raum für Kriegsprofiteure.

Weiter sind die Truppen immer wieder auch auf eine schnelle und logistisch leicht planbare Versorgung fernab von Truppenküchen angewiesen – das gelingt mit Tagesrationen, den so genannten Einmannpackungen (kurz: EPa). Neben verschiedensten Fertiggerichten sind auch Schokolade und Kekse Bestandteile der EPa.

Laut Produktbeschreibung brennt die Verpackung der Kekse sehr gut und „[d]ie Kekse eignen sich in Kombination mit der brennbaren Bundeswehr-Schuhcreme als Feueranzünder.“[7] Bei der vermeintlich unzerstörbaren Verpackung, die die Kekse gegen Umwelteinflüsse und sogar Nagetiere schützen soll, wurde die deutsche Post allerdings leider nicht mit einkalkuliert. In einer 5-Sterne-Rezension schreibt ein Kunde: „Ich habe mir 10 Packungen der Hartkekse bestellt, davon waren leider 2 Packungen beschädigt.“[8]

Obgleich das Design der EPas mehr als schlicht anmutet, erzählt ein EPa Entwickler stolz von der „mausgrauen Farbe“[9] als Wiedererkennungsmerkmal, die zugleich auch einen wichtigen psychologischen Effekt erfülle: „Die Amerikaner machen sehr viel mit Psychologie – und dieses EPa und Essen ist immer Psychologie.“[10] Die Produkte seien zudem extra anwenderfreundlich verpackt – d.h. einfach zu öffnen und in der Zubereitung „idiotensicher“.[11] Doch stellt sich dabei die Frage, ob jemand, der eine Anleitung zum richtigen Verzehr von Müsli benötigt, wirklich den Dienst an der Waffe antreten sollte.

Anmerkungen


[1]            Verpflegungsmanagement der Bundeswehr, virtualmarket.gruenewoche.de.

[2]              Ebd.

[3]              Heiming, Gerhard: Europäische Sicherheit & Technik (2020). Bundeswehr procured 85 mobile field kitchens, esut.de, 7.4.2020.

[4]              Johannes Roller, Eurotransport.de (2020). Kärcher Futuretech erhält Großauftrag, eurotransport.de, 15.4.2020.

[5]              Futuretech Kärcher Group, Referenzen Militär, karcher-futuretech.com.

[6]              Christopher Piltz, Spiegel Online (2014). Kurdischer Kämpfer an der Gulaschkanone, spiegel.de, 13.10.2014.

[7]              Bundeswehr Hartkekse. Bw-online-shop, bw-online-shop.com.

[8]              Ebd.

[9]              #2 Auf Stube: Überlebenspaket EPa Bundeswehr, youtube.com.

[10]         Ebd.

[11]         Ebd.

------------

Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de