IMI-Aktuell 2019/621
Nuklearplädoyer (II)
(29.10.2019)
Gerade scheint es schick zu sein, für eine Europäisierung der französischen (und ggf. britischen) Atomwaffen mit Drohungen zu „werben“, andernfalls müsse man sich nicht wundern, wenn Deutschland ein eigenes Atomwaffenarsenal anstrebe (siehe IMI-Aktuell 2019/569). Wenn auch ein wenig verklausuliert taten dies nun auch Liana Fix, Programmleiterin Internationale Politik, Körber-Stiftung, und Bastian Giegerich, Leiter Verteidigungs- und Militäranalyse, International Institut for Strategic Studies (IISS) in der FAZ. Sie verwiesen darin auf die Ergebnisse eines von ihren Organisationen im Sommer abgehaltenen Planspieles: „Insbesondere für Deutschland würde ein Rückzug der Vereinigten Staaten aus der Nato eine existenzielle Sicherheitsbedrohung darstellen. Das deutsche Team schlug vor, das Potential des französisch-deutschen Vertrages von Aachen aus dem Jahr 2019 zu prüfen und Frankreich und Großbritannien zu bitten, ihren nuklearen Schirm auf weitere europäische Länder auszudehnen. Aufgrund der zu erwartenden innenpolitischen Widerstände wurde die Option, dass Deutschland eigene Nuklearwaffen entwickelt, schnell verworfen. Jedoch wäre die Erweiterung des britischen und französischen nuklearen Schirms mit erheblichen Kosten verbunden und würde die Debatte über eine faire Lastenverteilung in Europa wieder anheizen. Nukleare Abschreckung bleibt die Gretchenfrage in Europa: Sollte die Erweiterung des britischen und französischen Nuklearschirms scheitern, erwarteten einige Teams die Weiterverbreitung von Nuklearwaffen in Europa.“ (jw)