Aus Sicht der großen EU-Staaten würden Mehrheitsentscheidungen in der EU-Außenpolitik, wo bislang das Konsensprinzip gilt, zu einer „effektiven“ Politik beitragen. Die kleinen und mittleren Länder sehen darin dagegen aus verständlichen Gründen die Gefahr, „untergebuttert“ zu werden, gib ihnen doch das Vetorecht bislang erheblichen Einfluss auf die Gestaltung der EU-Politik. Im Militärbereich wurde das Konsensprinzip mit der Einführung von PESCO bereits aufgeweicht (siehe IMI-Studie 2018/02) – nun soll die Außenpolitik drankommen. Schon Anfang des Jahres forderte Kommissionschef Jean-Claude Juncker der Einführung von Mehrheitsentscheidungen (IMI-Analyse 2018/05). Im April zog dann der deutsche Außenminister Heiko Maas mit derselben Forderungen nach, die sich nun Spiegel Online zufolge auch das langjährige EU-Schwergewicht Jean Asselborn zu Eigen gemacht haben soll, obwohl er dem Vorhaben lange skeptisch gegenüberstand: „Angesichts zunehmender Turbulenzen in der internationalen Politik hat sich Europas dienstältester Chefdiplomat nun offenbar umentschieden. ‚Ich weiß, dass das schwer wird, aber wir müssen überlegen, wie wir in der Außenpolitik zu Mehrheitsentscheidungen kommen‘, sagte er der ‚Süddeutschen Zeitung‘. Der Zwang zur Einstimmigkeit in außenpolitischen Fragen müsse aufgegeben werden.“ (jw)