IMI-Aktuell 2018/167
Brexit & EU-Militarisierung
(22.03.2018)
In einem Brief an den Vorsitzenden des EU-Militärausschusses teilte der britische Militärvertreter bei der EU, Generalleutnant George Norton, mit, sein Land sehe sich angesichts des bevorstehenden Brexits außer Stande, die für nächstes Jahr ursprünglich geplante Führung einer EU-Battlegroup zu übernehmen. Der Brief kann aber nicht, wie in manchen Medien falsch interpretiert wurde, als endgültiger Abschied Großbritanniens aus der EU-Militärpolitik verstanden werden, worauf u.a. Augengeradeaus hinweist. Das eigentlich spektakuläre an dem Schreiben scheint nämlich vielmehr zu sein, dass sich Großbritannien nur für die Brexit-Übergangszeit aus den Battlegroups verabschieden will, später aber an einer Beteiligung interessiert zu sein scheint: „[Großbritannien] will sich aber auch künftig in diesen Einheiten der europäischen Union engagieren. Das Land stehe zu der uneingeschränkten Zusage zur europäischen Sicherheit […].“
Ganz generell werden aktuell intensive Überlegungen angestellt, wie Großbritannien nach dem Brexit eng in die EU-Militärpolitik eingebunden werden kann (ohne aber ein Stimmrecht zu erhalten). Vorschläge hierfür unterbreitete unter anderem der European Council on Foreign Relations in dem Bericht „Keeping Europe safe after Brexit”. Verfasst wurde er von einer Reihe von Hochkarätern, darunter Wolfgang Ischinger (Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Pierre Vimont (Ex-Generalsekretär des Europäischen Auswärtigen Dienstes) und Robert Cooper (Autor der Europäischen Sicherheitsstrategie). Sie plädieren in ihrem Papier für eine enge „Sicherheitspartnerschaft“ zwischen der EU und Großbritannien (ohne dass ein britisches Stimmrecht eingeräumt würde): „“The UK brings significant weight to diplomatic initiatives in the interests of European Security […]. Its military capability is also important in guaranteeing European efforts in regions of strategic interest […]. The UK is, today, an integral part of the European defence technological and industrial base (EDTIB) which the EU is now seeking to further strengthen. An EU negotiating stance that led to amputation of the UK from these arrangements would be perverse. […] One can imagine a partnership in the field of foreign and security policy (both internal and external) in which the UK and the EU collaborate as closely as possible, with the EU inviting the UK to participate in work in this area as it deems useful. […] The UK’s involvement should not undermine EU consensus-building. This means that UK participation in EU security and defence activities ought to be based on a special arrangement or an ‘enhanced third country status’ that facilitates UK-EU cooperation, but does not include involvement in decision-making.“ (jw)