Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Aktuell 2016/390

Bahrain: Cyberwar gegen Dissens

(07.07.2016)

Wie das Nachrichtenportal Middle East Eye berichtet, hat Bahrain in dem seit Wochen von Anti-Regierungs-Protesten geprägten Dorf Diraz laut der Bewohner_innen absichtlich das Internet lahmgelegt sowie den Mobilfunkempfang  abgeschaltet – nur die Festnetzanschlüsse funktionieren, doch diese werden kaum noch verwendet. Zugleich ist das Dorf seit dem 20.06.2016 durch Checkpoints und strenge Polizeipräsenz von der Außenwelt abgeschnitten. Auslöser waren die Proteste der Anwohner_innen gegen den Entzug der Staatsangehörigkeit des aus Diraz stammenden höchsten Geistlichen des Inselstaates Sheikh Isa Qassim, der die staatliche Repression gegen die Demonstrierenden während der Aufstände 2011 kritisierte. Er war zugleich geistiger Führer der größten Oppositionsgruppe des Landes, der Wifaq-Gesellschaft, welche Mitte Juni durch ein Gerichtsbeschluss zur Schließung aufgefordert wurde und deren Vermögen bereits eingefroren wurde. Wie Anwohner_innen aus Diraz berichten, funktioniert das Internet seit dem 23.06.2016 nur noch minutenweise am Tag, wodurch die Aktivist_innen keine Bilder der Proteste posten können und auch die Kommunikation zur Außenwelt allgemein schwer fällt, sowie die täglichen ans Internet gebundenen Abläufe. Der Cyberkrieg der Regierung gegen die Proteste zeigt auch in der Verwendung von Bots, die über Twitter hetzerische anti-shiitische Inhalte unter den zuvor von Regierungsgegner_innen  genutzten Hashtags „Diraz“, „Duraz“ und „al-Diraz“ verbreiten. Eine genauere Aufschlüsselung des Einsatzes durch Bahrain von bots in Twitter zur  „Automatisierung von Sektierertum“ erstelle Marc Owen Jones von der Universität Tübingen. (ja)

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Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de